Bei Stimmenthaltungen von Klaus Wetzel (Linke) und Bernd F. W. Störmer ()W.i.R.) beschlossen gestern die Mitglieder der Bezirksvertretung Süd von CDU und SPD, die Verwaltung zu bitten, sich über die städtische Wirtschaftsförderung aktiv für die Ansiedlung eines Drogeriemarktes zum Beispiel im Bereich des ALDI, Burger Straße 81 einzusetzen. Der Beschlussentwurf, den die Verwaltung dem entgegengestellt hatte, wurde zur Kenntnis genommen. Darin war die Formulierung vorgeschlagen worden, sich über die städtische Wirtschaftsförderung weiterhin mit den Expansionsabteilungen der am Markt tätigen Drogeriemärkten bezüglich einer Verstetigung und Optimierung der Versorgung in den Remscheider Stadtbezirken auszutauschen und im gegebenen Fall in geeignete Einzelhandelsflächen zu vermitteln. Als ob die Wirtschaftsförderung, so sie denn hierfür eine Notwendigkeit sieht, dies nicht auch ohne Beschluss der BV tun könnte. Eine Tatsache, die die Verwaltung in ihrem Beschlussvorschlag selbst bestätigt: Die Wirtschaftsförderung befindet sich im fortlaufenden Austausch mit den Expansionsabteilungen der am Markt tätigen Drogeriemärkten und wird sich für eine Verstetigung und Optimierung der Versorgung in den Remscheider Stadtbezirken einsetzen unter der Maßgabe, dass markt- und immobilienwirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Betreiber von entscheidender Bedeutung sind.
Das konnte sich Heinrich Ammelt vom Zentraldienst Stadtentwicklung, Wirtschaft und Liegenschaften gestern für den Bereich der Bismarckstraße von der Unterführung bis zum Zentralpunkt vorstellen, nicht aber für die Burger Straße. Er begründete das mit dem vom Rat der Stadt beschlossenen Zentralen Einzelhandelskonzept. Das weist Parfümerieartikel, Drogeriewaren und Kosmetika als zentren- und nahversorgungsrelevante Sortimente aus und legt eine Ansiedlung dieser Produktgruppen in zentralen Versorgungsbereichen fest, um die Einzelhandelsstruktur in den Zentren zu stärken und die fußläufige Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Der ehemalige Aldi-Markt an der Burger Straße 81 liegt außerhalb des im Einzelhandelskonzept für den Südbezirk festgelegten zentralen Versorgungsbereiches. Wieso wussten das die BV-Mitglieder nicht? Oder wollten sie es nicht wissen. Hatte gar der Investor des ALDI-Geländes um einen kleinen Gefallen gebeten?
Die Wirtschaftsförderung initiiert, begleitet und moderiert Investitions- und Ansiedlungsvorhaben im Bereich Einzelhandel unter Beachtung des Einzelhandelskonzeptes für die Stadt Remscheid, war im Beschlussentwurf der Verwaltung zu lesen. Ein Satz von grundsätzlicher Bedeutung. Er hätte am Dienstag auch in der Verwaltungsvorlage für die BV Alt-Remscheid stehen können. Denn dort hatte die CDU den Antrag gestellt, über die drohenden Schließung des Nahkaufs an der Theodor-Körner-Straße (Foto rechts) ... Gespräche mit den Beteiligten zu führen und sich falls der Supermarkt Ende des Jahres wirklich schließen sollte um eine Alternativlösung zu bemühen. Denn die Schließung des Supermarktes wäre eine sehr schlechte Nachricht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber vor allem auch für die Kunden, insbesondere ältere und nicht mobile Kunden. Letztere müssten dann zum Beispiel den Real im Allee-Center aufsuchen für viele nur mit öffentlichen Verkehrsmittel machbar.
Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Viel Aussicht auf Erfolg sieht die Verwaltung allerdings nicht. Zitat: Aktivitäten der Wirtschaftsförderung, z.B. den geschlossenen Nahkauf-Märkten eine Nachfolgenutzung aus dem Lebensmitteleinzelhandel zuzuführen, scheitern meist an der Lage (zu geringe Mantelbevölkerung, mangelndes Parkplatzangebot, etc.) oder der Immobilienstruktur (Zustand bzw. Größe der Verkaufsfläche, Anlieferungssituation, etc.).
Gleichwohl ist die Wirtschaftsförderung in Gesprächen mit der für die Vertriebsschiene Nahkauf zuständigen Rewe-Group Dortmund sowie dem Marktbetreiber Michael Brücken Kaufpark GmbH & Co OHG in Hagen. Der teilte der Stadt mit, dass kleinere, unrentable Nahkauf-Märkte sukzessive geschlossen würden. Das Ladenlokal an der Theodor-Körner-Straße biete ca. 300 qm Verkaufsfläche. Das Vertriebskonzept verlagere sich aber hin zu größeren Verkaufsflächen und optimal angedienter Standorte. Die Verwaltung dazu: Betriebswirtschaftliche sowie logistische Rahmenbedingungen sind für diese unternehmerischen Vorgehensweisen maßgeblich. Nach Rücksprache mit dem Vermieter des Marktes an der Theodor-Körner-Straße liegt der Wirtschaftsförderung die Information vor, dass der Mietvertrag zum Jahresende ... gekündigt wurde. Voraussichtlich werde der Markt Anfang Dezember geschlossen, die Mitarbeiter aber weitestgehend von anderen Märkten übernommen. Hinsichtlich der möglichen Vermittlung einer Nachfolgenutzung wird die Wirtschaftsförderung den Austausch mit dem Immobilieneigentümer fortführen. Die Wirtschaftsförderung will sich nun bei am Markt tätigen Lebensmittelmärkten um eine Nachfolgenutzung einsetzen bzw. ganz allgemein für die leerstehenden Flächen die Vermittlung von Nachfolgenutzungen anstreben.
Ein schwieriges Geschäft. Für die Nahkauf-Filiale an der Baisieper Straße fand sich ein privater Nachfolger (Frischmarkt), für die an der Hans-Potyka-Straße in Lennep ebenfalls und ganz aktuell auch für den ehemaligen Schlecker-Laden an der Sedanstraße (Foto links) was in der gestrigen Sitzung der BV Süd Uwe Schabla (CDU) freudig hervorhob. Kann die Wirtschaftsförderung eine ähnliche Lösung im Sinne der Anwohner auch für den Markt im Bereich der Hindenburgstraße finden? Für den ehemaligen Frischemarkt (Edeka) am Hasenberg wird schon seit Sommer 2013 eine Nachfolgenutzung gesucht. Auch dort ist private Initiative gefragt.