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Win-Win-Situation für Handwerk und Feuerwehr

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 Das Remscheider Handwerk und die Jugendfeuerwehr Remscheid haben eine Kooperation vereinbart: Gemeinsam wollen sie künftig Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk und für das Ehrenamt in der Feuerwehr begeistert. Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, Kreishandwerksmeister Armin Hoppmann, Fred Schulz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Remscheid, Guido Eul-Jordan, Leiter der Feuerwehr Remscheid, und Stadtjugendfeuerwehrwart Christian Breitenborn stellten gestern Mittag auf einer Pressekonferenz in der Feuerwehrwache Auf dem Knapp den neuen Kooperationsvertrag vor, der ihre Unterschrift trägt. Sinn und Zweck dieser Kooperation ist es, Zitat, „die Freiwillige Feuerwehr mit dem örtlichen Handwerk noch näher zusammen zu bringen, einen Mehrwert für die Mitglieder der Jugendfeuerwehr zu bieten, Handwerksbetrieben technisch interessierte und begabte Jugendliche als Nachwuchs zu erschließen und für gegenseitiges Verständnis zu werben. Das enge Miteinander der Institutionen soll gefördert, hervorgehoben und ausgebaut werden.“

Ausgelöst hatte diese Initiative wenige Wochen zuvor eine  gemeinsame Erklärung des Deutschen Feuerwehrverbandes und des Zentralverband des Deutschen Handwerks. Darin waren örtliche Kooperationen wurde das enge miteinander beider Verbände hervorgehoben und weitere regionale Kooperationen beider Verbände für sinnvoll erachtet. Und Fred Schulz hatte auch in diesem Fall nicht lange gezögert und war aktiv geworden. Mit dem Ergebnis, dass die Kreishandwerkerschaft Remscheid   nun  als   erste   Handwerksorganisation   im   Kammerbezirk Düsseldorf die Zusammenarbeit mit einer Jugendfeuerwehr vorweisen kann. Christian Breitenborn: „Schon nach zwei Gesprächen war die gemeinsame Linie gefunden!“

Eine kleine Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitgliedern der Jugendfeuerwehr Remscheid und der Kreishandwerkerschaft Remscheid, erarbeitete gemeinsam Formate, die zu den in der Vereinbarung genannten Zielen passen. Dazu gehören:

  • Übungskurse (Tage, Nachmittage, Abende) für Gruppen von Jugendlichen zur Berufsorientierung in Bildungszentren des Handwerks bzw. Handwerksbetrieben
  • Betriebserkundungen für Gruppen von Jugendlichen mit Kontaktmöglichkeiten zu Betriebsinhaber(inne)n und Auszubildenden
  • Bewerbungstrainings in den Jugendfeuerwehrgruppen mit Unterstützung durch die Handwerksorganisation

Im Einzelfall will Kreishandwerkerschaft Remscheid künftig Jugendlichen Beratung bieten zur beruflichen Orientierung und Unterstützung bei der Vermittlung in

  • betriebliche Praktika, ggf. auch für die schulisch vorgesehenen Berufsfelderkundungen und Schülerbetriebspraktika,
  • Einstiegsqualifizierungen und
  • Berufsausbildungsverhältnisse.

Vor 38 Jahren wurde in Remscheid die erste Jugendfeuerwehr gegründet, wie Feuerwehrchef Guido Eul-Jordan gestern berichtete. Inzwischen gibt es sie in fast allen Städten und Gemeinden in NRW. In Remscheid sind es heute fünf Jugendgruppen (Nord, Lennep, Lüttringhausen, Hasten und Lüdorf/Bergisch Born („Team LüBo“)  mit insgesamt ca. 125 Mädchen und Jungen zwischen zehn und 18 Jahren. Die Gruppen bieten eine spannende und abwechslungsreiche Freizeitbeschäftigung. Dazu gehören feuerwehrtechnische Inhalte, aber auch sportliche Wettkämpfe und Freizeiten, Ausflüge und vielfältige Bildungsangebote. Die Vermittlung von naturwissenschaftlich-technischem Wissen und die Förderung von Sozialkompetenz sind – als Vorbereitung auf den Einsatz in der Freiwilligen Feuerwehr – ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil der Jugendarbeit.

Dass in Remscheid von 1.000 Schulabgängern 600 studieren wollen, statt (zunächst) eine Lehre zu machen, nannte gestern Fred Schulz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Remscheid, gestern einen „Akademisierungswahn“. Und Kreishandwerksmeister Armin Hoppmann ist ebenfalls dieser Meinung. Auch er macht sich Sorgen, dass die 450 Mitgliedsbetrieben in den zwölf Innungen des Remscheider Handwerks ,die jungen Leuten pro Jahr zwischen 200 und 220 Ausbildungsplätze in 22 verschiedenen Ausbildungsberufen anbieten, nicht alle Ausbildungsplätze besetzt bekommen. „Derzeit sind noch 30 bis 35 Stellen frei“, so Schulz. „Den Betrieben mit ihren 7.300 Beschäftigten fällt es von Jahr zu Jahr schwerer, geeignete junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu finden. Geeignet heißt in erster Linie ausbildungswillig und ausbildungsfähig.“ Kreislehrlingswart Lutz Kotthaus: „Nachwuchs für die tollen Berufe im Handwerk ist dringend gesucht!“ Zumal die heimischen Industrieunternehmen die gute Ausbildung im Handwerk kennen und gerne von dort Mitarbeiter abwerben, wie Schulz ergänzt. Das bestärkt uns darin, für ein attraktives Umfeld zu sorgen, damit das nicht überhand nimmt!“

Wer im Handwerk einen Ausbildungsvertrag erhalten möchte, sollte ein Abschlusszeugnis vorweisen können mit guten Zensuren in Mathematik, Deutsch und den naturwissenschaftlichen Fächern, und er / sie sollte über gute Deutschkenntnisse in Sprache und Schrift verfügen. Erwartet werden Fleiß, Flexibilität, Einsatzbereitschaft und Pünktlichkeit. Und das seien, neben Kameradschaft  und Hilfsbereitschaft, auch bei der Feuerwehr erwünschte Jugenden, betonten Christian Breitenborn und sein Stellvertreter Jens Henning Clever. Da mache es durchaus Sinn, Jungen und Mädchen aus den Jugendfeuerwehren für eine Ausbildung im Handwerk zu interessieren. In einer Informationsschrift des Innenministeriums NRW heißt es dazu passend: „Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr im Unternehmen zu haben, kann ein enormer Vorteil sein. Nicht nur, weil sie sich direkt als Sicherheits-­, Gesundheits-­ oder Brandschutzbeauftragte qualifizieren, sondern weil sie auch vom Wesen her allerbeste Tugenden an den Tag legen.“ Und für die Einsatzzeiten bei der Freiwilligen Feuerwehr bekäme der Arbeitgeber/die Arbeitgeberin den Lohnausfall erstattet. (Dass während der Ausbildung der Lehrling zum freiwilligen Feuerwehreinsatz gerufen werden könne, sei, sei für 95 Prozent der Remscheider Handwerksbetriebe kein Problem, war sich Fred Schulz sicher. „Und bei den wenigen, wo es vielleicht in gleich funktioniert, muss man halt motivierend eingreifen!““

„Das Handwerk bietet jungen Leuten spannende Berufsperspektiven“, betonte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und sprach von einer Win-Win-Situation für Handwerk und Feuerwehr gleichermaßen. Und den Verdienst eines 22 Jahre alten Handwerksmeisters könne jemand, der sein Studium nach sechs Jahren mit dem Bachelor abgeschlossen habe, im Laufe seines Berufsleben kaum mehr aufholen.

Wer bei der Berufsfeuerwehr seine Zukunft sieht, muss eine abgeschlossene Handwerkslehre vorweisen können. Nicht ausgeschlossen also, dass jemand eines Tages vom Handwerk zur Feuerwehr wechselt, der als Mitglied einer Jugendfeuerwehr eine Ausbildungsstelle in einem Remscheider Handwerksbetrieb bekommen hatte. Feuerwehrchef Eul-Jordan wies diesen Aspekt gestern nicht zurück.  Immerhin seien in diesem Jahr auf die zum 1. April 2018 bei der Berufsfeuerwehr Remscheid ausgeschriebenen zwölf Stellen für Brandmeisteranwärter nur 150 Bewerbungen eingegangen. In  früheren Jahren waren es bis zu 350 Bewerbungen.

Der nächste gemeinsame Pressetermin von Stadt und Handwerk steht übrigens schon fest: Am 21. Juli wollen sie im Rathaus eine neue Aktion gegen Schwarzarbeit vorstellen.


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