Die Trinkwasserversorgung ist in Remscheid gegenwärtig gesichert. Doch mit Blick auf den anstehenden Klimawandel, so die Stadt Remscheid in einer Vorlage zur Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 12. April, haben die Stadtwerke Remscheid ihr Wasserversorgungskonzept überarbeitet. Es soll der Bezirksregierung in Düsseldorf zur Genehmigung vorgelegt werden, sofern der Rat der Stadt am 3. Mai dafür grünes Licht gegeben hat.
Gegenwärtig bezieht die EWR GmbH das Trinkwasser für Remscheid nahezu vollständig aus der Großen Dhünntalsperre des Wupperverbandes. Es wird im Wasserwerk Dabringhausen-Bremen aufbereitet, über eine Trinkwassertransportleitung zum Pumpwerk Aue geleitet und von dort über den Wasserbehälter am Stadtpark in das städtische Trinkwassernetz eingespeist. Die Aufbereitung und den Transport des Trinkwassers übernimmt der Bergische Trinkwasserverbund (BTV), ein Verbund aus Wuppertaler Stadtwerke AG (WSW, federführend), den Stadtwerken Solingen GmbH (SWS) und der Energieversorgung Leverkusen (EVL). Für den Fall, dass dieser Versorgungsweg einmal ausfallen sollte, kann die EWR auf eine vertraglich geregelte Trinkwassernotversorgung zurückgreifen, die sie mit dem Wasserversorgungsverband Rhein-Wupper (WVV) vereinbart hat. Das sichert Remscheid den maximal anzunehmenden Tagesbedarfs an Trinkwasser zu. Denn der WVV wird seinerseits über das Wasserwerk Dabringhausen-Stumpf durch den Aggerverband mit Trinkwasser unterstützt, das aus der Genkel- und aus der Wiehl-Talsperre stammt. Damit besteht gegenwärtig eine ausreichende Versorgungssicherheit für die Stadt Remscheid, so die Stadtverwaltung.
Zwecks zusätzlicher Absicherung der Notversorgung bei Extremlagen prüft die EWR GmbH, eine Rohwassertransportleitung von der Eschbach-Talsperre (Foto oben links) zum Wasserwerk Dabringhausen-Stumpf legen zu lassen. So wäre es möglich, Rohwasser aus der Eschbach-Talsperre und/oder aus der Neye-Talsperre an den Trinkwasserverbund zu liefern, wenn über die Große Dhünntalsperre keine ausreichende Versorgung möglich sein sollte. Beide Talsperren, die sich im Besitz der EWR GmbH befinden, könnten auf diese Weise wieder zur Trinkwasserversorgung genutzt werden - wenn z.B. mehrere relativ niederschlagsarme Jahre aufeinander folgen sollten. Solche Perioden habe es in der Vergangenheit bereits gegeben, und mit dem fortschreitenden Klimawandel könnten solche Trockenzeiten häufiger vorkommen. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser im Versorgungsgebiet der EWR Remscheid auch durch andere Ereignisse gefährdet sein kann. Im Entwurf des neuen Wasserversorgungskonzeptes wird auf die Gülle-Katstrophe an der Neyetalsperre vom 18. März 2015 verwiesen mit dem anschließenden Ausfall dieser (Reserve-)Talsperre und auf niedrige Wasserstände in der Großen Dhünntalsperre n den Wasserwirtschaftsjahren 2014/15 und 2015/16. Zitat aus dem Entwurf: Ereignisse wie die Gülleeinleitung zeigen darüber hinaus, dass es in Folge von Havarien, Unfällen oder vorsätzlichen Einleitungen von Schadstoffen in die als Rohwasserressourcen genutzten Talsperren zu vorübergehenden Ausfallszenarien bei der Nutzung der bzw. einzelner Trinkwassertalsperren kommen kann. Die Ausweisung von Wasserschutzgebieten und deren konsequente Umsetzung könne daher einen wichtigen Beitrag zur Risikovermeidung und Gefahrenabwehr darstellen.
Mit ihrem Stauvolumen von rund sechs Millionen Kubikmetern ist die Neyetalsperre deutlich größer als die Eschbachtalsperre. Beide Talsperren wurden bis zum Jahr 2004 für die Versorgung der Stadt Remscheid mit Trinkwasser genutzt. Die Neye-Talsperre ist mit der Bevertalsperre und der Schevelinger Talsperre sowie mit der mit der Eschbachtalsperre verbunden, mit letzterer über eine 15 Kilometer lange Rohwassertransportleitung. Seit 2004 betreibt die EWR GmbH keine eigene Trinkwassergewinnung und -aufbereitung mehr, sondern bezieht ihr Wasser nahezu ausschließlich aus der Großen Dhünntalsperre. Diese hat ein Speichervolumen von rund 81 Millionen Kubikmetern. Davon können pro Jahr etwa 42 Mio. m³ Rohwasser zur Trinkwasseraufbereitung entnommen werden. Die EWR können davon pro Jahr neun Mio. m³ beziehen. Nachdem die EWR ihr Wasserrecht für die Rohwasserentnahme aus der Eschbachtalsperre seit 2004 nicht mehr genutzt hat, ist 2010 der Bewilligungsbescheid der Bezirksregierung Düsseldorf erloschen. Daran ist das Staurecht für die Eschbachtalsperre geknüpft; es läuft zum 31.12.2030 aus.
Durch Anbindung der Eschbach- und Neyetalsperre an das Wasserwerk Dabringhausen-Stumpf möchte die EWR GmbH nun die Trinkwasserversorgung der Stadt Remscheid zusätzlich sichern. Auch könne die geplante Überleitung von Rohwasser aus der Eschbach- und der Neyetalsperre in das Einzugsgebiet der Großen Dhünntalsperre die Versorgungsicherheit für deren übrige Nutzer nachhaltig verbessern und zugleich andere (Not-)Versorgungsquellen bei Bedarf entlasten. Fazit: Für Remscheid ergebe sich daraus eine flexiblere zusätzliche Absicherung der Trinkwasserversorgung.