Teil II
Am 8. April 1756 hatten die Kleinschmiede ihren Vertretern in den Auseinandersetzungen mit den Kaufleuten eine Vollmacht ausgestellt. Aus dieser bedeutungsvollen Urkunde erfahren wir etwas Genaueres über die Zahl, den Wohnort und die Beschäftigung der Kleinschmiedemeister. Zwar entbehrt das Verzeichnis der Vollständigkeit, da namentlich die Cronenberger und Lüttringhauser Vertreter zu kurz gekommen sind, weil die Führer der Kleinschmiede: Johann Peter Frohn und Johann Wilhelm Paß als Rem-scheider in erster Linie von den in der Nähe wohnenden und ihnen persönlich bekannten Handwerksgenossen die Unterschriften eingeholt hatten. Aber wir vermögen daraus über den Umfang des Kleinschmiedehandwerks und die Mannigfaltigkeit seiner Erzeugnisse um die Mitte des 18. Jahrhunderts ein ziemlich klares Bild zu gewinnen. ( ) Die Gesamtzahl der Unterschriften beträgt 215, davon sind 178 aus Remscheid, 20 aus Cronenberg und 17 aus Lüttringhausen. In einer Eingabe der Kleinschmiede aus dem Jahre 1760 wird die Zahl der Kleinschmiede in den Ämtern Elberfeld, Bornefeld und Beyenburg auf wenigstens 300 geschätzt und die Behauptung aufgestellt, dass mit den Knechten und Lehrjungen mindestens 1.500 Personen in der dortigen Kleinschmiedekunst beschäftigt wären, was allerdings die Kaufleute, ihre Gegner, stark anzweifelten. Leider gibt die Aufstellung vom Jahre 1756 nur für die Remscheider Meister die genauen Wohnstätten an, während bei den übrigen nur das Amt bezeichnet wird, wo sie ihren Sitz hatten.
Am stärksten sind im Remscheider Gebiet, wo die große Zahl der aufgeführten Schmiede einen ziemlich zuverlässigen Maßstab für die Verteilung der verschiedenen Fabrikationszweige ermöglicht, die Beitelschmiede, Sägenschmiede, Bohrschmiede, Feilenhauer, Bogknieschmiede, Schloßmacher und Schlosser vertreten. Dann folgen der Zahl nach die Pfannenschmiede, Feilenschmiede, Komfoorschmiede, Schraubenschmiede, Schraubnagelschmiede, Windenschmiede, Kaffeemühlenschmiede, Nagelschmiede und Schaulen- oder Riegelschmiede. Ob diese 16 Gruppen das sogenannte Sechzehn-Kleinschmiedehandwerk darstellten, d. h. die ältesten Kleinschmiedeberufe im Bergischen, wissen wir nicht genau, da bestimmte Angaben darüber weder in dem umfangreichen Urkundenbestand des Düsseldorfer Staatsarchivs noch in den Akten des Remscheider Stadtarchivs aufzufinden waren. Die am stärksten vertretenen Gruppen dürften zweifellos dazuzurechnen sein.Im Übrigen kann das Schriftstück nicht als ein vollzähliges Verzeichnis der Remscheider Kleinschmiede jener Zeit angesprochen werden. Beispielsweise treten die Hersteller der Hobeleisen, die eine wichtige und wahrscheinlich recht zahlreiche Gruppe bildeten, hier ganz zurück. Auch die Feuerstahlschmiede, die schon im Jahre 1720 genannt werden, sind nicht vertreten. Anscheinend zählten die Schuppen-, Hacken- und Pickenschmiede nicht zum Kleinschmiedehandwerk, da sie mit keinem einzigen Vertreter in der erwähnten Liste erscheinen.
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