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Vierwöchige Leerung der Biotonne wäre zu teuer

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Biotonnen werden zurzeit im Remscheid 14-tägig geleert, und zwar das ganze Jahre hindurch. Hierin sieht ein Remscheider Bürger, dessen Namen die Verwaltung aus Gründen des Datenschutzes nicht nennt, ein hygienisches bzw. gesundheitliches sowie ein ökologisches Problem: „Öffnet man im Sommer die Biotonne, steht man in einer Wolke aus Pilzsporen, Bakterien und Insekten, die sich im feuchtwarmen Klima der Tonne in Massen vermehren. Dies und auch die Geruchsbelästigung nimmt im Laufe von zwei Wochen zwischen den Leerungsterminen drastisch zu und ist möglicherweise mit gesundheitlichen Schäden verbunden.“ Aus Pilzsporen und Bakterien ergebe sich möglicherweise auch eine gesundheitliche Gefährdung der Müllwerker, die t den Biotonnen tagelang zu tun hätten. Das schrieb der Remscheider der Stadtverwaltung und regte die zeitliche Aufteilung in eine wöchentliche Leerung im Sommer und eine vierwöchentliche im Winter an. Denn im Winter seien die Tonnen erfahrungsgemäß weniger gefüllt. Ökologischer Vorteil: Weniger Treibstoff (Diesel). Insgesamt würde sich die Anzahl der Leerungstermine im Jahr nur leicht erhöhen. „Die hierdurch anfallenden Mehrkosten für die Bürger dürften sich also in Grenzen halten!“

Mit diesem Vorschlag wird sich am 14. Mai der städtische Beschwerdeausschuss befassen - und wird ihn aller Voraussicht nach ablehnen. Das hat jedenfalls die Verwaltung empfohlen, und sie begründet das ausführlich in einem vierseitigen Schreiben. Darin wird auf eine kleine Anfrage im Bundestag vom 25.7.1995 zur Keimbelastung bei Abfällen in Biomüll verwiesen. Darauf habe die Bundesregierung damals geantwortet, „dass man nach vergleichenden Untersuchungen von Biomüll  nach jeweils  2, 7, 14 und 21 Tagen zu dem Ergebnis gekommen sei, dass sowohl Nass- (=Bio)  als auch Hausmüll im 14tägigen Rhythmus entsorgt werden kann. Für gesunde Personen bestünden keine größeren Gefahren durch Pilzsporen bei der Befüllung von Biotonnen, Wertstofftonnen oder Hausmülltonnen mit organischen Inhalten.“ Das habe ein Forschungsprojekt der FH bestätigt. Eine Abfuhr nach einer Standzeit von zwei Wochen sei trotz höherer Keimgehalte nicht mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko verbunden. Im Übrigen würde eine Verkürzung des Leerungsintervalls auf einen wöchentlichen Rhythmus „zu nicht unerheblichen organisatorischen Problemen und Mehrkosten“ führen, so die Verwaltung. Eine saisonale Verkürzung des Leerungszyklus in den Sommermonaten könne zwar zu einer geringfügigen Verbesserung der hygienischen Rahmenbedingungen bei den Biotonnen führen, wäre aber mit den Aspekten der Wirtschaftlichkeit der Abfallsammlung und der Höhe der Abfallgebühren abzuwägen. Und weiter: „Ob eine vierwöchentliche Leerung der Biotonne in den Wintermonaten überhaupt zulässig sei, ist, soweit hier ersichtlich, wissenschaftlich noch nicht untersucht. Hierzu bestünde in jedem Fall Aufklärungsbedarf. Es besteht allerdings die Gefahr, dass mit einer Verlängerung des Leerungszyklus die Bioabfälle auch eine längere Zeit in der Wohnung (Küche) verbleiben.“

Zur Wirtschaftlichkeit der Bioabfallsammlung haben die Technischen Betriebe (TBR) in ihrer Stellungnahme festgehalten: „In den Jahren 2016 bis 2018 wurden in den Monaten November bis April durchschnittlich 187 Mg (Tonnen) und in den Monaten Mai bis Oktober durchschnittlich 242 Mg Bioabfälle monatlich aus Biotonnen gesammelt.“ Bei einem Bestand von 5.930 Tonnen (5.930 und 1.348 Tonnen (240 l) – Stand 31.12.2018 – erfolge die Bioabfallsammlung täglich mit zwei Müllwagen und jeweils drei Mitarbeitern. Der jährliche Aufwand (ohne Entsorgungskosten) beträgt nach der Gebührenkalkulation für 2019 ca. 664.000 €. Bei wöchentlicher Leerung “müssten vier Fahrzeuge mit zwölf Mitarbeitern eingesetzt werden. Der Aufwand würde sich in diesen Monaten also verdoppeln. Die hierfür vorzuhaltenden zusätzlichen Fahrzeuge und Mitarbeiter wären in den Wintermonaten nicht erforderlich. Um dies wirtschaftlich darstellen zu können, müssten die Fahrzeuge angemietet und die Mitarbeiter als Saisonkräfte eingestellt werden. (...) Bei einer wöchentlichen Leerung der Biotonnen in den Wintermonaten könnten sich allenfalls Verschiebungen von 240 Liter- zu 120 Liter. Tonnen ergeben, wenn festgestellt würde, dass die großen Tonnen jeweils nur zur Hälfte gefüllt wären. Der Aufwand für die Leerung dieser Tonnen bliebe jedoch gleich. Fazit: „Nach einer überschlägigen Kalkulation würden bei einer wöchentlichen Leerung der Tonnen von Mai bis Oktober und einer 14- tägigen Leerung von November bis April die Bioabfallgebühren um ca. 23 Prozent steigen. Fraglich erscheint, ob diese Steigerung den Gebührenzahlern zu vermitteln ist.“


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