Mit Broschüre und Website auf Ärztesuche begaben sich Anfang 2018 die Stadt Remscheid, das Sana Klinikum, die Stiftung Tannenhof, die Fabricius Klinik, das Arztnetz Bergischland, die Stadtsparkasse Remscheid und die Volksbank im Bergischen Land mit ihrer gemeinsamen Aktion Komm DOC nach Remscheid! So wollten sie junge Arzte kurz nach dem Studium, Fachärzte und Krankenhausärzte dazu bewegen, Remscheid, die drittgrößte Stadt im grünen Bergischen Land, in der viel fürs Familienleben und die Kinderbetreuung getan wird, zu ihrem Arbeits- und Lebensmittelpunkt zu machen.
Mit vier Stellenbesetzungen war der Aktion und ihrer Broschüre in einer Auflage von 1.000 Exemplaren kein großer Erfolg beschieden. Denn dafür war das Problem des Ärztemangels zu groß. Von den (Haus-)Ärzten erreicht etwa die Hälfte in absehbarer Zeit das Pensionsalter. Und jetzt sieht auch noch alles danach aus, ab ob zum Jahresende die letzte Kinderarztpraxis in Lüttringhausen schließen werde. Rein statistisch gesehen sei das bei zehn Kinderärztinnen und -ärzten, verteilt über das ganze Stadtgebiet, noch kein Problem, berichtete kürzlich in der Bezirksvertretung Alt-Remscheid Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Neveling. Doch ein ganzer Stadtteil ohne eine einzige Kinderarztpraxis, das bedeute für die Eltern Fahrten ins Sana-Klinikum oder nach Wuppertal. Und nicht jede Familie hat ein eigenes Auto
Dass Haus- und Kinderärzte wegen Überfüllung keine neuen Patienten mehr annehmen, ist keine Seltenheit. Dr. Frank Neveling empfahl den Politikern, hierzu einmal einen Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung in eine Sitzung einzuladen und zu befragen. Diese sei für die Verteilung von Ärzten auf die Kommunen zuständig und erlebe es oft, dass junge Ärzte an einem Beschäftigungsverhältnis als angestellter Arzt mehr interessiert seien als an einer Selbständigkeit. Als Kompromisslösung biete sich die Einrichtung einer Gemeinschaftspraxis an: Dieser Trend wird zunehmen! Gleichwohl äußerte Neveling die Befürchtung, dass das Problem des Ärztemangels in Remscheid eher noch weiter zunehmen werde. Denn die Praxisausstattung der Ärzte, die vor dem Ruhestand stünden und eine(n) Nachfolger(in) suchten, habe nicht selten den Charme der 1950-er Jahre und schrecke einen jungen Arzt / eine junge Ärztin eher ab.