Von Bettina Stamm, Bürgerinitiative Lennep e.V.
Die Bürgerversammlung am 26. Februar in der Klosterkirche nahmen viele Bürger der Stadt zum Anlass, um sich über die Planungen und Auswirkungen des DOC-Projektes zu informieren. Wenn auch das Thema der Veranstaltung Ja zur Region Nein zum DOC in Lennep fanden sich neben zahlreichen Gegnern auch Befürworter in der Klosterkirche ein.
Viel Applaus und Zustimmung vom Publikum erhielt der erste Vortrag des Abends von Peter Lange von der Bürgerinitiative Lennep e.V. Nach Vorstellung des Projektes benannte er deutlich anhand von Fakten, Zahlen und Bildmaterial die für die Bürger entstehenden Folgen durch Feinstaub, Lärm, Verkehrsaufkommen, Parkhaus und Infrastrukturverlustes. Beim zweiten Redebeitrag durch den Architekten Walter Brune wurde deutlich, dass solche Projekte wie das DOC allein dem Profit der Investoren dienen. Die großen Verlierer sind die umliegenden Geschäfte. Brune begründete mit seinen persönlichen Erfahrungen (Bau des Rhein-Ruhr-Centers in Mühlheim mit dem sich anschließenden Untergang von Inhaber geführten Geschäften in der Umgebung des Centers) seine Wandlung vom Center-Bauer zum Verfechter der Stadtgalerie. Die Stadtgalerie werde wegen ihrer auf die Größe einer Einkaufszone abgestimmten kleineren Verkaufsfläche und der darin sich ansiedelnden Branchenmischung ein ergänzender und die Vielfalt bereichernder Teil einer Einkaufszone. Im Gegensatz dazu werde das DOC in Folge seiner für Remscheid und erst recht für Lennep viel zu großen Verkaufsfläche und der Geschäftspolitik des DOC-Betreibers in seinem großen Einzugsgebiet ohne Zweifel zerstörende Wirkung auf den bestehenden Einzelhandel haben. Wenn überhaupt sei eine Verkaufsfläche von maximal 5000 Quadratmeter vertretbar. Er gab zu bedenken, dass das geplante DOC vielfach nichts mehr mit der ursprünglichen DOC-Geschäftsidee zu tun habe, qualitativ hochwertige Ware aus Überschuss- oder Restbeständen mit Preisnachlass zu verkaufen. Die Wahrheit sei stattdessen, dass überwiegend in Billiglohnländern nur für den DOC-Verkauf georderte und qualitativ eher minderwertige Ware angeboten werde. Das ganz im Vordergrund stehende Ziel der DOC-Betreiber sei Steuervermeidung und Gewinnmaximierung. Oft werde dazu ursprünglich als Lagerraum deklarierte Fläche in Verkaufsfläche umgewandelt. Das Wohl der Stadt, in dem das Center betrieben werde, spiele keine Rolle. Wesentliche Steuermehreinnahmen seien nicht zu erwarten.
Stefan Kruse vom Raumplanungsbüro Kruse & Junker aus Dortmund ließ keinen Zweifel daran, dass es auch positive Aspekte eines DOC gebe, wie sich in anderen Städten gezeigt habe. Zur Vermeidung der DOC-Nachteile empfahl er, eindeutige und nachkontrollierbare Regelungen im sog. städtebaulichen Vertrag zu vereinbaren. Deren Einhaltung müsse durch die Androhung von Konventionalstrafen gesichert werden. Durch entsprechende Vereinbarungen sei dafür zu sorgen, dass die Warensortimente des DOC und des umliegenden Einzelhandels sich nicht überschneiden, wobei dem DOC die qualitativ hochwertigeren und damit teueren Waren vorbehalten sein sollten. Er berief sich dabei auf das FOC in Ochtrup, in dem das von ihm mit geleitete Institut bei der Überwachung mitwirke. Die Auswirkungen auf den örtlichen Einzelhandel seien auch dadurch geringer, dass die eher aus weiteren Entfernungen anreisenden Kunden primär das DOC ansteuern und daher dem ortsansässigen Einzelhandel als Käufer nicht verloren gingen. Dass der Kaufkraftabfluss aber mindestens überregional dem Einzelhandel fehlt, wurde nicht thematisiert. Die Erwartung, dass DOC Kunden auch in größerer Zahl touristische Ziele an den DOC-Standorten besuchen, scheint wenn überhaupt nur für die aus größeren Entfernungen Anreisenden zuzutreffen. Auf die besondere Situation des DOC mit dafür unverhältnismäßig großer Verkaufsfläche in unmittelbarer Nähe der Innenstadt einer Kleinstadt wurde nicht eingegangen. Ebenso ließen sich Vergleiche mit dem von ihm angeführten DOW (Designer Outlet Wolfsburg) nicht anstellen. Obwohl Kruse gekommen war, um zu einer Versachlichung der Diskussion beizutragen, wurde sein Beitrag mit Zwischenrufen kommentiert. Einige Zuschauer verließen den Saal.
Der letzte Referent Haimo Bullmann (Vorsitzender des Vereins für Denkmalpflege) stellte nach einem kurzen Exkurs zur historischen Altstadt, die Prozesse dar, die bereits von den verschiedenen Verbänden und Vereinen unternommen wurden und die man zur Verhinderung des Projektes noch einschlagen müsse. Er betonte, dass die Bezirksregierung großen Wert auf Bürgerbeteiligung bei Projekten solchen Ausmaßes legt, und hier die Chancen der Bürger liegen, auch persönliche Bedenken der Bezirksregierung anzutragen. Des Weiteren verlöre die Altstadt mit einem solchen künstlichen Objekt in unmittelbarer Angrenzung seine wahre Identität.
Der Ruf nach einer Allianz der Andersdenkenden wurde auch im Rahmen der Diskussion und im Anschluss laut. Es ginge nicht nur um Blockade des DOC, sondern um Einbindung der Bürger in die Gestaltung des Stadtteiles Lennep. Ideen gibt es reichlich, ein Zusammensetzen mit der Politik zur Wiederbelebung des Hertie-Kaufhauses und Reaktivierung der bestehenden Infrastruktur um den Lenneper Bahnhof gehören genauso dazu, wie die aktive Gestaltung der Altstadt. Dazu kündigte Architekt Walter Brune seine volle Unterstützung an. Er sei bereit, mitzugestalten und gemeinsam mit der Stadt Remscheid seine Ideen umzusetzen. Aufgreifen konnten diese Ideen an diesem Abend lediglich die anwesenden Mitglieder der WIR, Die Linke und die Grünen.