Nach dem Bau der Bahnanlage (über die Müngstener Brücke), der die unmittelbare, billigere Kohlenzufuhr ermöglichte, stand endlich dem Dampfbetrieb nichts mehr im Wege. In rascher Folge wurden in Remscheid und seiner Umgegend Dampfanlagen errichtet. Während die Dampfmaschinen besonders die größeren Betriebe in ihrem Kampf gegen in- und ausländischen Wettbewerb unterstützten, förderten etwa seit den 1890er Jahren Gas- und Elektromotoren durch ihre billigeren Anschaffungskosten auch die kleineren Unternehmungen. Allein von 1898 bis 1908 stieg die Anzahl der Gasmotoren in der Industrie um 130, die der Pferdestärken um 210 Prozent. Von dieser Gesamtzahl entfielen 60 Prozent auf die Betriebe der Eisen- und Metallverarbeitung. Dazu kamen einige Benzinmotoren, deren Mehrzahl gleichfalls in Betrieben der Weiterverarbeitung arbeitete. Neben dem geringen Anschaffungspreis erklärt sich die rasch zunehmende Verwendung der Gasmotoren aus dem verhältnismäßig geringen Preis für Kraftgas. Noch billiger stellte sich der Elektromotor, den sich selbst Kleinmeister leisten konnten. Seine rasche Beliebtheit zeigt sich in Zahlen: in den ersten neun Jahren dieses Jahrhunderts wuchs die Zahl solcher Motoren um 83 Prozent, der entsprechenden PS um 70 Prozent. Der vom städtischen Elektrizitätswerk im gleichen Zeitraum an die Industrie abgegebene Kraftstrom stieg um über das Doppelte. Anfänglich hatte die Gasanstalt die Abgabe von Kraftstrom als Beeinträchtigung des Verbrauchs von Kraftgas angesehen, erkannte dann aber, dass der Elektromotor bei gleichen Betriebskosten wie der Gasmotor doch so große Vorteile für die Industrie bot (Fortfall jeder Wartung, ständige Bereitschaft), dass man ihr diese Entwicklungsmöglichkeit nicht vorenthalten dürfe.
All diese technischen Verbesserungen hatten schon 1888 die Mehrzahl der Hammerwerke und Wasserschleifereien an den Bächen zum Stillstand verurteilt. Fast alle bisher durch Wasserkraft betriebenen Werke wurden auf die Höhen verlegt. Aber auch dort machte sich in den Betrieben wie auch in der ganzen Bevölkerung zunächst starker Wassermangel störend bemerkbar, obwohl man für das Wasser als Antriebskraft Ersatz gefunden hatte. Diesem Mangel, der sich in trockenen Sommern zur Wassernot steigerte und den Bestand der ganzen Industrie bedrohte, wurde durch die Tat zweier Männer gesteuert. Gegen den uns heute ganz unverständlichen Widerstand eines Arztes, der gesundheitliche Schädigungen bei Ersatz des Brunnen- durch Leitungswasser befürchtete, setzten Oberbürgermeister von Bohlen und Robert Böker den Bau einer Wasserleitung durch (1881). Bald darauf wurde großzügig und bahnbrechend für andere deutsche Städte mit dem Bau der Remscheider Talsperre (1889/91) begonnen und so die Wasserversorgung verbessert. Dieses Werk fand seine Vollendung in der Anlage einer weiteren, größeren Talsperre im Neyetal. Nun konnten die Wasserberechtigten im Eschbachtal beinahe das ganze Jahr auf Kraftwasser rechnen, da die Verwaltung des Wasserwerks vertragsmäßig zur Wasserabgabe an die unterliegenden Werke verpflichtet wurde. Durch technische Verbesserungen der Wasserwerke (Turbinen) erzielte man möglichst große Kraftausnutzung. So vermochten sich bis heute einige leistungsfähige Anlagen in den Tälern bei Remscheid zu halten. Es arbeitet sogar noch ein alter Schwanzhammer, der freilich mehr der Sehenswürdigkeit und Tradition halber in Tätigkeit bleibt.
"Hammerwerke und Schleifereien zum Stillstand verurteilt" vollständig lesen