Die Herstellung eines Schlittschuhes gab dem Bergischen Kleinschmiede Arbeit, in der er seine traditionelle Geschicklichkeit zeigen konnte. Nirgendwo in Deutschland blühte dieser Fabrikationszweig so wie in Remscheid, und trotz aller technischen Umgestaltungen behielt er im Wesentlichen dort seinen Standort. Diese Konzentration ist vor allen Dingen darauf zurückzuführen, dass die zur Fabrikation erforderlichen Vorprodukte ebenfalls in Remscheid hergestellt bzw. weiter verarbeitet werden. Die Remscheider Walzwerke haben schon manches Profil, welches die Schlittschuhindustrie für die Läufe benötigt, gewalzt. Die älteren Schlittschuhe bestanden teilweise aus Holz. Die Hölzer wurden in der Hausindustrie von den sog. Schlittschuh-Hölzern" verfertigt, kleinere Betriebe stellten sich später auf maschinelle Herstellung der Hölzer um. Die sog. Schlittschuhschmiede waren auf die Wasserhammerwerke in der Umgebung von Remscheid angewiesen, die den zur Herstellung der Läufe nötigen Raffinierstahl erzeugten. Der Holzschlittschuh erhielt sich in seiner Grundform bis auf den heutigen Tag.
In den18 70er Jahren ging man zur Anfertigung von Metallschlittschuhen über. Seit 1875 wurde in Remscheid der neue Hebel-Schlittschuh ,,Halifax" hergestellt. Obwohl er seine Heimat in Amerika hatte, stellten ihn die tüchtigen Remscheider Fabrikanten sogar für den Export nach dorthin her und nahmen erfolgreich den Kampf gegen den amerikanischen Wettbewerb auf. Ende der 1870er Jahre erfand ein Remscheider Fabrikant den Schraubenschlittschuh. Diese Verbesserungen führten zu einem förderlichen Wettbewerb unter der Remscheider Unternehmerschaft. Recht vielseitig ist heute die Auswahl von in Remscheid hergestellten Schlittschuhen für Kunst-, Hockey- und Schnellauf.
Der Schlittschuh ist als ausgesprochener Saisonartikel zu betrachten. Die Fabrikation hatte stets unter einer starken Ungewissheit zu leiden. Ein milder frostarmer Winter lässt die Zahl der Bestellungen sofort zurückgehen, während nach frostreichen Wintern die Betriebe das ganze Jahr voll beschäftigt sind. Heute wirken auch noch weitere Umstände ungünstig ein: andere Sportarten (Ski- und Rodelsport) erfreuen sich stärkerer Beliebtheit, weil die Möglichkeiten zu ihrer Ausübung größer sind. In den letzten Jahren hatte ferner die immer weiter um sich greifende Halbschuhmode einen absatzhemmenden Einfluss.
Dem Beispiel der Schlittschuhschmiede folgend, nahmen auch die Fabrikbetriebe andere Artikel auf, um einen Ausgleich der Produktion zu schaffen (z. B. alle Arten Gartengeräte und andere Massenartikel zur Beschäftigung der Stanzwerke). Aber nur durch eine folgerichtige Durchführung dieser Maßnahme konnte ein dauernder Erfolg erzielt werden. Sehr wichtig war früher der Rollschuh, der seine Bedeutung infolge der Auswirkung von Polizeiverboten, der Erfindung neuer Jugendsportgeräte wie des Rollers u. a. verlor. Trotz dieser Bemühungen blieben die Betriebe jedoch im Wesentlichen auf die Herstellung von Schlittschuhen trotz aller Unsicherheiten angewiesen, da sich eine weitergehende Umstellung auf andere Waren wegen der in der Natur der Fabriken bedingten hohen Kosten nur in der Richtung einer untragbaren Erhöhung des Betriebsrisikos auswirken würde.
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