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VRR erwartet für S 7 und RE 47 "Jahrzehnt der Baustellen“

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Die S-Bahn-Linie S 7 („Der Müngstener“) zwischen Wuppertal und Solingen bekommt im Dezember des kommenden Jahres einen neuen Betreiber. Es ist Transdev Rhein Ruhr GmbH (RheinRuhrBahn). Der neue Verkehrsvertrag schließe „direkt an den aktuell noch laufenden Notmaßnahmen-Verkehrsvertrag im Rahmen der Abellio-Insolvenz mit der VIAS Rail GmbH an“, hatte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) bereits im September verkündet. Die RheinRuhrBahn, Teil der Transdev-Gruppe, ist im VRR-Gebiet im Niers-Rhein-Emscher-Netz und auf dem Emscher-Münsterland-Express unterwegs. Der neue Verkehrsvertrag zur S 7 läuft bis Dezember 2028 und schließt eine Verlängerungsoption ein. Die bereits heute auf der Linie verkehrenden Fahrzeuge vom Typ Lint 41 werden auch künftig zum Einsatz kommen. Hierzu schließt die RheinRuhrBahn einen Fahrzeug-Pachtvertrag mit dem VRR ab und verpflichtet sich, die Züge zu warten und instandzuhalten. Einige Anlagen aus der Insolvenzmasse von Abellio werden weiterhin genutzt – so beispielsweise das KundenCenter und die Tankanlage in Remscheid.

Die VIAS, die auf der bergischen Strecke am 1. Februar auf Bitten des VRR für Abellio eingesprungen war, hatte sich im Frühjahr an dem europaweiten Wettbewerbsverfahren beteiligt, aber nicht den Zuschlag erhalten. Das bedauerte am Donnerstag am Rande der Ratssitzung in der Aula der Albert-Einstein-Gesamtschule Jochen Auler, Geschäftsführer der VIAS, im Beisein von VRR-Abteilungsleiter Georg Seifert. Beide waren von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz auf Antrag der Politik zu der Sitzung eingeladen worden, um Rede und Antwort zu stehen zu den vielen Zugausfällen der vergangenen Monate.

Ratsmitglied Bettina Stamm (echt.Remscheid) hatte anhand der Verkehrsdaten der S7 allein für die vergan­genen fünf Tagen 28 Zugaus­fällen errechnet. Georg Sei­fert widersprach ihr nicht. Er nannte dafür gleich drei Schwachstellen: Die Infrastruktur, in die in den vergangenen Jahren nicht genügend investiert worden sei, die reparaturanfälligen Fahrzeuge (nebst schwieriger Ersatzteil-Beschaffung) und das fehlende Personal bzw. die teilweise hohe Krankenstände von bis zu 20 Prozent. Das größte Problem sah der VRR-Abteilungsleiter in der Infrastruktur mit ihrem „riesigen Sanierungsbe­darf“ . Dieser lasse „ein Jahrzehnt der Baustellen“ erwarten. Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz verwunderte das nicht –  „nach 50 Jahren mit Investitionen in Autos und Autobahnen!“ Seifert räumte ein, dass in den vergangenen anderthalb Jahren vieles nicht den Erwartungen der VRR als Aufga­benträger entsprochen habe. Dabei sei der kurzfristige Wechsel von Abellio zu VIAS („eine Hauruck-Aktion“) noch glimpflich verlaufen, was so manchen Insider überrascht habe. Gut, dass der neue Betreiber 95 Prozent der Abellio-Mitarbeiter habe übernehmen können, meinte Seifert.

Dass die Fahrzeugflotte einen hohen Instandhaltungsbedarf habe, bestätigte am Donnerstag VIAS-Geschäftsführer Jochen Auler. Von den neun Fahrzeugen seien  teilweise nur vier betriebsbereit gewesen. Entsprechend häufig hätten Züge ausfallen müssen. „Und wenn das dann bei drei Zügen hintereinander passiert, aus ganz unterschiedlichen Gründen, Krankheit, technische Störung und Betriebsstörung auf der Strecke, dann hat sich so mancher Pendler eine kritische Frage seines Chefs gefallen lassen müssen“, sagte Georg Sei­fert. Christine Krupp (SPD) ergänzte: „Das galt auch für die Auszubildenden, die zur Berufsschule zu spät kamen!“ Inzwischen stünden wieder acht Fahrzeuge zur Verfügung, zeigte sich Jochen Auler zuversichtlich.

Als beständige Schwachstelle im Zugbetrieb machte Bettina Stamm die Kommunikation mit den wartenden Fahrgästen auf dem Bahnsteig aus: „Die Lautsprecherdurchsagen kommen bei Zugausfällen oft zu spät!“ – „Da gibt es noch Luft nach oben“, räumte Seifert ein. Dass für die jetzt startende RE 47 (Remscheid-Solingen-Düsseldorf) keine Stopps in Lüttringhausen und Gül­denwerth möglich seien, habe mit der Bahninfrastruktur in Lüt­tringhausen zu tun, die sei sanierungsbedürftig. Dafür sei man um zusätzliches Personal sehr bemüht. Hier Lücken zu schließen dauere aber andert­halb Jahre. Deshalb seien ebenso Frau­en wie auch Migranten zu einer Fahrerausbildung eingeladen.


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