Quantcast
Channel: Waterbölles - Wirtschaft
Viewing all articles
Browse latest Browse all 4869

Menschen mit Handicap haben es auf Arbeitsmarkt schwer

$
0
0

Arbeitsagentur an Arbeitgeber:

Beschäftigung von Menschen
mit Behinderung - (k)ein Thema?

Sie suchen kompetente und erfahrene Mitarbeiter. Bestimmt haben Sie konkrete Vorstellung welche Kenntnisse und Erfahrungen Ihr neuer Mitarbeiter mitbringen sollte, um Anforderungen des Arbeitsplatzes zu entsprechen. Eine Probebeschäftigung wäre für Se kein finanzielles Risiko: Sie können die kompletten Lohn-, Gehaltskosten einschließlich Lohnnebenkosten erstattet bekommen, voraussetzt, Sie stellen den Antrag vor Beginn der Beschäftigung. Die Agentur für Arbeit entscheidet im Rahmen ihres Ermessens, ob die Leistung gewährt wird. Für die Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung sprechen
•ihre hohe fachliche Qualifikation und berufliche Erfahrung,
•ihre besonders hohe Motivation und ihr Engagement,
•ihre ausgeprägte Sozialkompetenz sowie
•das Einsparpotenzial für das Unternehmen durch die stufenweise Befreiung von der Ausgleichsabgabe.
Mit der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung schärfen Sie das soziale Profil Ihres Unternehmens und setzen positive Signale - nach innen und außen!

„Geben Sie Menschen mit Handicap eine Chance!“, heißt es auf Flyern der Agentur für Arbeit nicht erst, seit „Inklusion“ kein Fremdwort mehr ist. Die vollständige Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Leben – in der Schule, in der Arbeitswelt etc. - ist inzwischen zum gesamtgesellschaftlichen Ziel geworden. In den Schulen wird an Inklusion hart gearbeitet. Dagegen haben es Erwachsene mit einer Behinderung noch sehr schwer, eine Arbeitsstelle zu finden. „Dass jemand mit einer Lernschwäche nach der Probezeit fest angestellt wird, kommt vielleicht einmal im Jahr vor“, berichteten gestern Martin Klebe, Chef der auch für Remscheid zuständigen Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal, und die Arbeitsvermittlerin Lucie Müller auf einer Pressekonferenz in den Räumen von Gottl. Schmidt an der Alleestraße in Remscheid. Der Ort war nicht zufällig gewählt worden. Denn dort fand Franziska Knecht (21), deren berufliche Zukunft nach Abschluss der Hauptschule (9. Klasse) im Jahre 2010 wegen ihrer Lernschwäche lange düster ausgesehen hatte, im Oktober nach erfolgreicher Probezeit eine feste Anstellung als Verkäuferin. Dass sie die Chance bekam zu zeigen, was sie in ihrem Beruf leisten kann, sei leider immer noch die Ausnahme und nicht die Regel, sagte Klebe. Um Menschen mit Behinderung mehr in den Fokus zu rücken, nimmt die Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal in diesem Jahr vom 1. bis 5. Dezember an der vierten bundesweiten Aktionswoche für Menschen mit Behinderung teil und unterstützt damit zugleich den Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der UN- Behindertenrechtskonvention. Die Agentur engagiert sich dafür, dass sich jeder Mensch ideal auf dem Arbeitsmarkt einbringen kann. „Denn Menschen mit Handicap sind - am richtigen Arbeitsplatz - nicht weniger leistungsfähig als nicht behinderte Menschen; sie sind vielmehr sehr motiviert und leistungsstark!“

Dafür sei Franziska Knecht ein gutes Beispiel, fanden die für diesen Personenkreis bei der bergischen Arbeitsagentur zuständigen Vermittler Lucie Müller (Tel. 0202 2828-361 / für Arbeitgeber aus Wuppertal) und Jochen Hellerbach (Tel. 0212 2355-764 / für Arbeitgeber aus Remscheid und Solingen) und konnten die junge Frau und ihren Arbeitgeber dafür gewinnen, vor der Lokalpresse von dieser erfolgreichen Arbeitsvermittlung zu berichten: Obwohl die junge Solingerin aufgrund ihrer Lernschwäche keinen Schulabschluss erworben hatte, wurde sie mit Hilfe der Agentur für Arbeit im Anschluss an zweijährige berufsvorbereitende Maßnahmen (2011 und 2012) über einen Remscheider Bildungsträger im Sozialkaufhaus Remscheid am Markt zur Verkäuferin ausgebildet. Die Prüfung vor der bergischen Industrie- und Handelskammer bestand sie.

Kerstin Kaschub

Kerstin Kaschub (Foto rechts) vom Sozialkaufhaus Remscheid hatte die Idee, Franziska Knecht während ihrer Ausbildung zur Verkäuferin auch mal in einem anderen Einzelhandelsbetrieb „schnuppern“ zu lassen. Sie rief Harro Schmidt an, Inhaber des Remscheider Schreibwarenladens Gottlieb Schmidt e. K., der schon mehrfach Praktikanten beschäftigt hatte, und der sagte zu. Da lag es nahe, ihn nach Abschluss der Ausbildung auch nach einer festen Stelle zu fragen. Martin Klebe: „Bei einer von der Agentur für Arbeit finanzierten dreimonatigen Probebeschäftigung überzeugte er sich von der Leistungsfähigkeit der jungen Frau und stellte sie im Anschluss ab Oktober unbefristet ein. Ich hoffe sehr, dass dieses Beispiel Schule macht!“ Bei dem Thema Inklusion werde die Arbeitsagentur häufig nach finanzieller Unterstützung gefragt. „Davon haben wir ausreichend. Wo es nicht ohne spezielle Unterstützung geht, gibt es fachliche Hilfen und verschiedene Fördermittel, über die wir noch mehr aufklären wollen. Entscheidend für eine erfolgreiche Inklusion ist aber zuerst die richtige Einstellung und dann das Geld!"

Ihr Glück, nach der Ausbildung schon nach wenigen Tagen eine feste Stelle bekommenzu haben, kann Franziska Knecht leider mit vielen anderen Menschen mit Handicap nicht teilen. In Remscheid waren im November insgesamt 320 schwerbehinderte Menschen arbeitslos gemeldet. Hiervon verfügen 173 Personen über eine abgeschlossene Berufsausbildung. „In Remscheid sind aktuell 19 Fachkräfte aus dem Bereich Büro- und Sekretariat, 18 ausgebildete Objekt- und Personenschützer, zwölf Fachkräfte Gebäudetechnik, zehn Maschinen - und Gerätezusammensetzer, zehn Fahrer, neun Fachkräfte in der Lagerwirtschaft und sechs Verkäufer arbeitslos gemeldet. Das sind nur ein paar Beispiele von gut ausgebildeten und leistungsstarken Menschen, die sehr motiviert darauf warten sich beweisen zu dürfen. Hier schlummert noch ein großes Potential und ich wünsche mir, dass die Unternehmen der Region mehr Mut haben, sich auf diesen Personenkreis einzulassen, schließlich heißt behindert nicht automatisch leistungsgemindert. Ich empfehle den Arbeitgebern, sich bei einem von uns finanzierten Praktikum einen persönlichen Eindruck von den Bewerbern zu machen", so Martin Klebe. H. Harro Schmidt stimmt dem zu: „In der Probezeit bestätigte sich mein Eindruck von Franziska Knecht, den ich schon im Praktikum von ihr gewonnen hatte. Sie war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort!“ Er sei angenehm überrascht gewesen, wie schnell sie sich mit dem großen, beratungsintensivenAngebot an Schreibwaren, Bürobedarf, Geschenkartikel und Büchern zurecht gefunden habe. Franziska Knecht freut sich sichtlich über das Lob. Früher sei sie ja „sehr ruhig“ gewesen, erzählt sie. Das habe sich gebessert. „Im April habe ich meine Führerscheinprüfung bestanden!“ Und einen Monat nach ihrer Festanstellung kaufte sich die junge Solingerin ein Auto für die Fahrt zum Arbeitsplatz.

„Die Woche der Menschen mit Behinderung ist die perfekte Gelegenheit, noch einmal die Unternehmen zu kontaktieren und verstärkt auf die Beschäftigungspotenziale behinderter Menschen aufmerksam zu machen", betont Martin Klebe. „Denn über die Hälfte der Unternehmen im Bergischen Städtedreieck zahlen die Ausgleichsabgabe, statt behinderte Menschen einzustellen", bedauert er. Arbeitgeber mit mindestens 20 Beschäftigten sind gesetzlich verpflichtet, auf mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Wer dieser Vorgabe nicht nachkommt, muss eine Ausgleichsabgabe zahlen. Die Höhe dieser Abgabe ist abhängig von der Beschäftigungsquote schwerbehinderter Menschen.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 4869