Es hätte auch schief gehen können. Denn das silberfarbene Gewirr aus silberfarbenen Metallröhren, -stäben und -blechen, das der Autofahrer in der Haddenbach auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter einer Gabionenmauer aufragen sieht, wenn er von der Morsbachtalstraße in die Ronsdorfer Straße einbiegt, verkörpert ein Pilotprojekt zwischen den Gustav Grimm Edelstahlwerken GmbH & Co. KG und dem Bosch-Konzern. Es kostete 1,2 Millionen Euro. Eine Million übernahm der Remscheider Schmiedebetrieb, der von Götz Grimm (42) in der sechsten Generation geführt wird. Es hat Zeiten gegeben, da hätte ich die Anlage gerne an den erstbesten Interessenten abgegeben, verriet er gestern Nachmittag bei einer Betriebsbesichtigung durch Mitglieder der Klima-Allianz mit Fred Schulz und Hans-Jürgen Behrendt an der Spitze. Das war in der kritischen Bauphase des großen Wärmetauscher, als noch nicht klar war, ob er die großen Erwartungen aller Beteiligten erfüllen würde. Längst läuft die Anlage zur Zufriedenheit des Firmenchefs. Fünf Glühöfen sind an sie angeschlossen. Die heiße Abluft erhitzt Wasser. Das betreibt vier Turbinen, und die produzieren dann den Strom, der für die Glühöfen gebraucht wird. Der selbst produzierte Strom deckt einen Teil der besonders teuren Stromspitzen ab, wenn im Betrieb an vielen Stellen viel Energie benötigt wird.
Frühere Versuche, die extrem heiße Luft aus den Glühöfen für die Gebäudeheizung zu verwenden, waren gescheitert. Dafür sei die Luft einfach zu heiß gewesen mit 850 Grad auch noch nach einer ersten Abkühlung, berichtete Götz Grimm. Deshalb der Versuch mit der relativ jungen Effizienztechnologie ORC. Die Abkürzung steht für Organic Rankine Cycle. In einer ORC-Anlagen ist es aufgrund der besonderen thermodynamischen Eigenschaften der synthetischen ORC-Arbeitsmedien (z.B. Silikonöle) möglich, elektrische Energie aus Abwärme, Geothermie, Biomasse oder solarthermischen Quellen zu gewinnen, d.h. thermische Energie wirtschaftlich in Elektroenergie umzuwandeln.
Techniker erklären das so: Die Wärmequelle wird dazu in zwei Schritten mit dem ORC-Arbeitsmedium gekoppelt. Zunächst erfolgt im Vorwärmer die Erwärmung des Arbeitsmittels bis zum Siedepunkt und anschließend die vollständige Verdampfung. Der Dampf wird in einer Turbine entspannt. Die Kondensation des Arbeitsmittels und die Druckerhöhung durch die Speisepumpe vervollständigen den Kreisprozess. Mit ORC-Anlagen kann dezentral und CO2-frei elektrische Energie erzeugt werden, die im Betrieb verwendet wird. Im Schmiedetrieb Grimm in der Haddenbach reduziert die jährliche Stromrechnung von 2,5 bis drei Millionen Euro um rund 200.000 Euro.
Es war die 2. Klima-Drehscheibe, zu der die Klima-Allianz Remscheid eingeladen hatte, um über erfolgreiche Ressourceneffizienz-Projekte in Remscheid zu informieren und um so in Industrie und Handwerk zur Nachahmung anzuregen. Dafür waren die Grimm-Werke bestens geeignet, zumal sie sich im Rahmen von ÖKOPROFIT® bereits intensiv mit dem Thema der Ressourcenschonung auseinandergesetzt hatte. (zur Klima-Allianz siehe auch Waterbölles vom 3. Dezember 2014: "Klima-Allianz" will sich 2015 feste Vereinsstruktur geben)