Die Präsentation der neuen DOC-Pläne in der gestrigen Ratssitzung durch das Architekten-Team vom Büro PickardChilton aus New Haven im amerikanischen Bundesstaat Connecticut war eine einzige Charme-Offensive. Und der konnte sich die große Mehrheit der Ratsmitglieder nicht entziehen wollte es aber auch gar nicht. Zum einen hörten die Kommunalpolitiker von John Pickard natürlich sehr gerne, wie stolz Remscheid auf die Lenneper Altstadt sein könne. Die gelte es durch einen neuen Stadtteil aufzuwerten, der Elemente der bergischen Fachwerkarchitektur (Schwarz, Grün, Weiß, Schiefer) aufgreife, ohne sie zu imitieren. Und zum anderen waren sie beeindruckt von den neuen Entwürfen (Wie echt!), die sie zu sehen bekamen und die sich ab heute auch in einer pdf-Datei auf der Internetseite der Stadt Remscheid finden werden (in der Sitzung der Bezirksvertretung Lennep am 9. Dezember werden interessierte Bürger/innen in einer Sitzungspause Gelegenheit bekommen, zu den dann aushängenden Plänen Fragen zu stellen, wie Bezirksbürgermeister Markus Kötter gestern ankündigte). Einzig Klaus Küster von den Linken, erklärter Gegner des Projektes, meinte nach dem Vortrag von John Pickard ironisch, er habe gerade einen Kandidaten für den Nobelpreis für Schönfärberei erlebt. Es war allerdings klar und hätte von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz nicht ausdrücklich betont werden müssen: Das war ein Minderheitenmeinung. Sonst wäre der Beifall für Pickard für den Vortrag nicht so langanhaltend gewesen.
Robin Denstorff, Leiter des Referats für Stadtentwicklung, Bauen und Wirtschaftsförderung, hatte die neuen Entwürfe zu Beginn der Sitzung als zeitgemäße Formensprache angekündigt. Und Henning Balzer, Development Director Deutschland von MacArthurGlen, hatte von einem für den Investor wichtigen Projekt gesprochen, nicht weniger wichtig aber auch für die Stadt Remscheid. Da sei es gut, dass man mit dem amerikanischen Architektenbüro PickardChilton erfahrene Planer gefunden habe, die sich darauf verstünden, vorhandene städtebauliche Strukturen optimal in ein Bauvorhaben einzubinden. Und John Pickard erweckte überzeugend den Eindruck, dass dieses großartige Projekt für ihn und sein Team eine Herausforderung sei, die zugleich Spaß mache: Der Charme und die Schönheit dieser Altstadt und die Wärme der Menschen haben mich beeindruckt. Wir werden alles tun, dass sich daran nichts ändert! Das ist unser erster Projekt in Europa, und das wollen wir zum Erfolg führen!
Um den Geist dieses Ortes zu erfassen, habe man von Gebäuden, Straßen und Gassen in der Lenneper Altstadt Hunderte von Fotos gemacht, berichtete er. So sei etwa schließlich die Entscheidung gefallen, bestehende Sichtachsen zur Lenneper Stadtkirche im DOC möglichst noch zu verstärken. Leicht und luftig soll deshalb auch die Fußgängerbrücke über die Wupperstraße werden, die das neue Parkhaus (Schützenplatz) mit dem Designer Outlet Center (heute Röntgenstadion) verbinden soll.
Aufgefallen war den Planern aus Amerika auch das viele Grün in der Stadt. Deshalb ihre Entscheidung, die Dächer im DOC teilweise ebenso zu begrünen wie die östliche Fassade des Parkhauses. Dessen untere Parkebene sehen die Architekten etwas unter dem heutigen Straßenniveau vor und damit tiefer als bisher geplant. Und was die Anwohner der Bremstraße sicherlich gerne hören werden: Statt gegen eine Betonwand sollen sie künftig gegen eine begrünte Böschung (45 Grad) blicken können. Auch innerhalb des DOC, an den Einkaufspassagen, sei üppiges Grün vorgesehen.
Beim Besuch der alten Lenneper Feuerwache war John Pickard aufgefallen, mit welchem Stolz die Feuerwehrleute von ihrem denkmalgeschützten Gebäude gesprochen hatten. Das werde nicht nur erhalten bleiben, versicherte er gestern, sondern auch umfassend renoviert werden ("ein Juwel!"). Geplant sei dort ein Restaurant auf ein, eventuell sogar zwei Etagen. Und mit Grünanlagen und Spielgelegenheiten für Kinder auf dem Dach. Als Treffpunkt der Bevölkerung für diverse Freizeitaktivitäten haben die Architekten den Lennep-Platz vorgesehen, das künftige Bindeglied zwischen DOC und Altstadt. Als oberstes Ziel bezeichnete es Pickard, Qualität zu schaffen und Lennep noch schöner zu machen!
Auch das hörten die Kommunalpolitiker gerne. Jens Peter Nettekoven, dem Fraktionsvorsitzenden der CDU, gefiel besonders, dass mit dem DOC keine Stadt in der Stadt geplant sei, sondern dass das DOC offen und transparent werden solle. Und Sven Wolf, der Fraktionsvorsitzende der SPD, freute sich, dass nun nicht mehr über das Ob, sondern nur noch über das Wie des DOC geredet wird. Das hatten die Architekten und Vertreter von MacArthurGlen zuvor bereits vier Stunden lang getan mit Bauunternehmern. Fazit von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz: Ich schaue optimistisch in die Zukunft!