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"AsA" ebnet den Weg zu einem Ausbildungsplatz

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In Nordrhein-Westfalen hatten im Jahr 2014 etwa 1,2 Millionen Menschen zwischen 25 und 65 Jahren - also jede(r) sechste gleich 16,2 Prozent - keinen beruflichen Ausbildungsabschluss. Das geht aus einer aktuellen Meldung von Information und Technik Nordrhein-Westfalen als statistisches Landesamt hervor. Dabei gibt es jedes Jahr Ausbildungsstellen, die unbesetzt bleiben. in Remscheid waren es im vergangenen Jahr 47. „Auf der anderen Seite gibt es viele Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz händeringend suchen. Sie finden ihn nur nicht – trotz aller Bemühungen“, sagt Johannes Vogel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal. 2015 gingen von insgesamt 808 Bewerbern auf einen Ausbildungsplatz in Remscheid 141 junge Menschen leer aus - rund 17 Prozent! „Eine kritische Entwicklung!“

Durch „AsA“ werde es in diesem Jahr gelingen, die Zahl der frei bleibenden Ausbildungsstellen weiter zu reduzieren“, meinte gestern Sozialdezernent Thomas Neuhaus. Er war zusammen mit Johannes Vogel und Silke Wieck, Teamleiterin beim Jobcenter Remscheid, zur Arbeit Remscheid eGmbH an der Freiheitstraße gekommen, um in einer Pressekonferenz zu erläutern, was sich hinter „AsA“ verbirgt, dem neuen Förderinstrument der „Assistierten Ausbildung“, und was sich Arbeitsvermittler sowie ausbildende Firmen und Handwerkbetriebe davon versprechen. „Jede unbesetzt bleibende Stelle ist eine verschenkte Chance auf selbst ausgebildeten Nachwuchs. Wir können es uns nicht leisten, schulisch schwächere Jugendliche zurückzulassen. Mit der AsA können wir Jugendliche und Unternehmen unterstützen, die zum Beispiel vielleicht auf Grund der Noten der Jugendlichen oder auch aus anderen Gründen einen ‚schwierigen Start‘ in die Ausbildung befürchten“, so Neuhaus.

„Die Zeugnisse geben nur bedingt darüber Auskunft, ob junge Menschen für die betrieblichen Anforderungen der Ausbildung geeignet sind. Darum ist ein Praktikum wie es im Rahmen der AsA erfolgt, der beste Weg für Unternehmen, einen Eindruck von der Motivation und der Eignung der Jugendlichen zu gewinnen“, betonte Silke Wieck.

Im Herbst 2015 war „AsA“ bundesweit an den Start gegangen. In Remscheid wurde im März dieses Jahres die Arbeit Remscheid gGmbH der örtliche Träger der von Arbeitsagentur und Jobcenter gemeinsam getragenen Maßnahme. Dort erhalten seitdem 14 junge Menschen (ein Fachabiturient, vier Realschüler und neun Hauptschüler) Stütz- und Förderunterricht und werden bei ihren Bewerbungen begleitet mit dem Ziel, in diesem Sommer noch eine Ausbildungsstelle zu finden. Zwei Projektteilnehmern ist das inzwischen gelungen. Einen von ihnen, Mike Klesper (22), Abiturient des Berufskollegs Technik, hatten Ralf Barsties, Geschäftsführer Arbeit Remscheid, Stefanie Arlt als Maßnahmeleiterin und Walther Solder als „Jobcoach“ zum Pressetermin eingeladen. Er hatte kurz zuvor einen Ausbildungsvertrag zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung abschließen können, nachdem er ein knappes Jahr lang vergeblich eine Ausbildungsstelle gesucht hatte. Soweit ist Marcel Müller (20) noch nicht; er sucht noch eine Ausbildungsstelle zum Fachlageristen. Eigentlich hatte er ja Dachdecker werden wollen. Nachdem er seine Höhenangst bemerkt hatte, war es aus mit der Ausbildung.

Für junge Menschen wie Mike Klesper und Marcel Müller, deren Start ins Berufsleben bisher misslang oder holprig verlief, wurde „Asa“ entwickelt. Sie sind zwei der 296 Jugendlichen, die Ende Mai noch eine Ausbildungsstelle suchten. Auf der anderen Seite waren zu diesem Termin noch 208 Ausbildungsstellen in Remscheid frei.  Die Arbeitsvermittler gestern unisono: „Jugendliche ohne oder mit schwachem Schulabschluss, Jugendliche mit Migrationshintergrund - sie alle haben oft mehr drauf, als es auf den ersten Blick scheint. Denn nicht immer spiegeln sich ihre Kompetenzen in Schulnoten und Zeugnissen wider. Die Jugendlichen brauchen eine Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen!“ Deshalb ihr Appell an Unternehmer mit freuen Ausbildungsstellen: „ Unterstützen Sie diese jungen Menschen bei ihren ersten Schritten ins Berufsleben. Während Sie diese benachteiligten jungen Menschen in Ihrem Betrieb ausbilden, werden Sie von einem durch uns beauftragten Bildungsträger intensiv und kontinuierlich unterstützt.“ Die Kosten tragen die Agentur für Arbeit bzw. das Jobcenter. Die Auszubildenden erhalten Hilfen zum Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten, zur Förderung fachtheoretischer Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten und zur Stabilisierung des Berufsausbildungsverhältnisses. Und der Ausbildungsbetrieb kann Hilfestellungen bei der Verwaltung, Organisation und Durchführung der Ausbildung erwarten. können (mehr über die kostenfreie Arbeitgeber-Hotline unter 0800 4555520).

Die „Assistierte Ausbildung (AsA)“ gliedert sich in zwei Phasen: In der Phase I - in der Regel maximal sechs Monate - werden die jungen Menschen bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle unterstützt. Die Jugendlichen erhalten pro Woche 39 Stunden einen passgenauen Stütz- und Förderunterricht (Hilfe bei der Berufsorientierung und der Erstellung von Bewerbungsunterlagen, Vorbereitung auf Auswahltests und Vorstellungsgespräche). Auch sucht und akquiriert der Bildungsträger in enger Abstimmung mit der Arbeitsagentur und dem Jobcenter Ausbildungsstellen und auch Praktika für die Teilnehmer. (In Remscheid ist derzeit ein Maßnahmeplatz noch frei.)

Jessica Nicolai. Sobald ein Ausbildungsvertrag abgeschlossen wurde greift Phase II. Darin werden sowohl der Azubi als auch der Betrieb über die komplette Ausbildungszeit bis zum erfolgreichen Abschluss begleitet und unterstützt. Zu den wöchentlichen vier bis neun Stunden an Dienstleistungen für die Jugendlichen bei der Arbeit Remscheid gGmbH (zumeist im Anschluss an den Berufsschulunterricht) gehören Nachhilfe, Beratung, Hilfen zur Lebensbewältigung und Existenzsicherung in der Ausbildung und Krisenintervention. Einbezogen sind ggf. auch die Eltern. Weder für die Jugendlichen noch für die Betriebe entstehen dabei Kosten. Die übernimmt die Agentur für Arbeit bzw. das Jobcenter Remscheid (insgesamt 18 Plätze stehen zur Verfügung). - Unternehmen aus Remscheid, die das Angebot nutzen oder mehr dazu wissen wollen, können sich direkt mit Jessica Nicolai (Foto), Ausbildungsstellenakquisiteurin der Agentur für Arbeit Remscheid unter Tel. RS 4606156 in Verbindung setzen.


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