Viele Ausschüsse des Rates der Stadt haben sich in den vergangenen Monaten mit der geplanten Revitalisierung der Remscheider Innenstadt beschäftigt (nachzulesen in diversen Beschluss- und Mitteilungsvorlagen der Verwaltung bzw. Im Waterbölles). Für die CDU-Fraktion scheinen da dennoch noch einige Fragen offen geblieben zu sein. Sie hat sie schon vor der Sommerpause zur Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Energieeffizienz und Verkehr am 1. September und zur Sitzung der Bezirksvertretung Alt-Remscheid am 27. September gestellt.
In ihrer Antwort erinnert die Verwaltung zunächst an das am 18. Juni 2015 vom Rat der Stadt beschlossene Konzept zu Revitalisierung der Innenstadt und zitiert daraus ausführlich: Wie in anderen Städten ist auch in Remscheid die Innenstadt der Identifikationsort für die Gesamtstadt. Aufgrund ihrer Bedeutung als Lebensort und Imageträger steht und fällt mit ihr die gesamte Stadtentwicklung in Remscheid. An keinem anderen Ort innerhalb eines Stadtgebiets konzentrieren sich so viele verschiedene Nutzungen wie in dessen Zentrum. Die Innenstadt ist zugleich ein Ort des Handels, Wohn- und Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsraum, Verwaltungssitz, Ort der Kultur, der besonderen Architektur und des Stadtlebens. (...) Das Verbraucherverhalten, die Veränderung der Angebotsformen und Investorenwünsche sind jedoch Auslöser eines fortdauernden Strukturwandels im Einzelhandel und damit der Innenstädte. Aktuell wirft vor allem der demographisch bedingte Schrumpfungsprozess in der Stadt Remscheid einen Schatten auf die Entwicklung des Einzelhandelsstandortes Innenstadt. So führten die durch den Bevölkerungsrückgang ausgelösten Schrumpfungsprozesse mittelbar zu Qualitätsverlusten in der Innenstadt. Insbesondere in der unteren Alleestraße gaben in den letzten beiden Jahrzehnten inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte und Fachgeschäfte auf. Das Nachrücken von Filialbetrieben und einigen Billiganbietern sowie wiederkehrende Leerstände sind Ausdruck anhaltender Trading-Down-Prozesse, die durch die Schließung von Magnetbetrieben in den letzten Jahren beschleunigt wurden. Neben den genannten Rahmenbedingungen haben Konzernentscheidungen in den letzten Jahren zu einer augenfälligen Fluktuation und zu Einzelhandelsleerständen beigetragen.
Wie die Verwaltung betont, sieht sie aufgrund der wirtschaftlichen Zwänge der Stadt Remscheid kaum Möglichkeiten der Übernahme privaten Eigentums und der aktiven Gestaltung von Folgenutzungen (z.B. bei Leerstand). Zugleich vermisst sie eine Investitionsbereitschaft der Immobilienbesitzer. Dem sollten nun die geplanten Maßnahmen der Immobilien und Standortgemeinschaft ISG und der Stadtplanung entgegenwirken. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Remscheid vermittele zwischen Standortnachfrage und Standortangebot. Die Immobilienbesitzer an der Alleestraße seien private Personen die oftmals nicht in Remscheid wohnen sowie Immobilien- und Fondgesellschaften. Ein anhaltender Trading-Down-Effekt auf der mittleren und unteren Alleestraße schrecke Betreiber von attraktivem Einzelhandel ab (kein attraktiver Branchenmix, fehlende Kundenströme). Auch gebe es an der Alleestraße in der Regel keine Potentialflächen für größere Ladenlokale. Zitat: Anfragen bei Betreibern von Lebensmittelmärkten zeigen, dass .... eine gute Andienungsmöglichkeit und vor allem Parkplätze in ausreichender Anzahl und in unmittelbarer Nähe Bedingung für eine Anmietung von Verkaufsräumen sind.
Der Marketing Innenstadt e. V. plant derzeit, auf der Alleestraße vom Markt bis zur Hindenburgstraße ein öffentliches WLAN-Netzwerk zu installieren, wie die Verwaltung mitteilt. Sie erwartet davon eine höhere Aufenthaltsqualität auf der Alleestraße und eine erhöhte Kundenfrequenz. Die Wirtschaftsförderung beteiligt sich künftig auch an der Arbeitsgruppe Online-Handel des Marketing Remscheid e. V. und will Arbeitstreffen initiieren. Der Plan: Einzelhändler aus dem gesamten Stadtgebiet sollen die Möglichkeit erhalten, in einem Online-Shop ihre Waren in Ergänzung zum stationären Verkauf anzubieten. Ziel soll es sein, weitere Käuferschichten auch außerhalb Remscheids zu erreichen, bekannter zu werden und dadurch Kunden zu bewegen, die Verkaufsräume zu besuchen. Nach der Fertigstellung des Online-Shops soll jenen Einzelhändlern, die kein eigenes Ladengeschäft besitzen, ein leerstehendes Ladenlokal an der Alleestraße als Showroom angeboten werden. (Leser-Kommentare sind auf Facebook möglich)