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Wenig Frauen im Management von Wirtschaft & Verwaltung

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Das Bergische Städtedreieck ist der Wirkungskreis des „Kompetenzzentrums Frau und Beruf“ in Wuppertal. Mit seinen fünf Mitarbeiterinnen (demnächst sechs) auf vier Planstellen, geleitet von Roswitha Bocklage, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Wuppertal und von dieser auch bezahlt, ist das Zentrum eines von 16, deren der Personal- und Sachkosten in der Regel zu 90 Prozent das Land NRW übernimmt. Für Dienstag, 6. September, 17 bis 20 Uhr, bereitet das Kompetenzzentrum derzeit die Gründung des Unternehmensnetzwerkes "Bergisch-kompetent: Beruf und Familie/Pflege“ vor. Veranstaltungsort ist die Curt Beuthel GmbH & Co. KG in Wuppertal, Erich-Hoepner-Ring 1. Engagierte Unternehmer aus Wuppertal, Solingen und Remscheid, die dieses wichtige Zukunftsthema erkannt haben, sollen in dem neuen Netzwerk dafür weiter sensibilisiert werden, speziell solche aus kleinen und mittelständischen Unternehmen. Dazu Roswitha Bocklage gestern in Remscheider Rathaus in der ersten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses nach der Sommerpause: „Gerade diese Unternehmen sind gefordert, die Folgen des demografischen Wandels zu bewältigen. Studien zeigen, dass es sich auch für kleine und mittlere Unternehmen lohnt, in die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu investieren, um diese Folgen abzumildern. Durch gute Praxisbeispiele sollen die Unternehmer Anregungen und Ideen zur Umsetzung des Themas an die Hand bekommen!“ Ziel des künftigen Erfahrungsaustausches der Unternehmer soll es sein, „individuelle betriebliche Lösungen zu finden, die Arbeitgeberattraktivität zu steigern und den Wirtschaftsstandort Bergisches Städtedreieck zu stärken.“

Zugleich will das Kompetenzzentrum den Anteil der Frauen an den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten erhöhen; dieser liegt zurzeit im Bergischen bei 45,8 Prozent. Zum Vergleich: Der Anteil der Frauen an der Gesamtbevölkerung im Bergischen (rund 608.200 Einwohner) liegt bei 51,6 Prozent. Eine Besonderheit des Bergischen Städtedreiecks besteht unter anderem im überdurchschnittlichen Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund mit rund 30,7 Prozent. Bocklage: „Das verpflichtet das Kompetenzzentrum, die besondere Lebenssituation von Frauen mit Migrationshintergrund bei allen Maßnahmen zu berücksichtigen. Gleichzeitig gibt es eine große Gruppe von Frauen zwischen 30 und 50 Jahren, die nach einer kürzeren oder längeren Familienphase den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt sucht. Auch dieses Potenzial gilt es zu berücksichtigen!“

 Insgesamt bieten im Städtedreieck 35.517 Unternehmen 207.535 Arbeitsplätze an. Ca. 35 Prozent der Arbeitsplätze gehören zum produzierenden Gewerbe, ca. 64 Prozent zum Handels- und Dienstleistungssektor. Dass Frauen nach wie vor in den meisten Fällen in einem der 1.621 Ausbildungsbetriebe (Jahr:2013) eine Ausbildung in einem typischen Frauenberuf anstreben und die Männer zumeist in einem technischen Beruf, würde das Kompetenzzentrum gerne ändern. Zu den wesentlichen Aktivitäten des Bergischen Kompetenzzentrums gehört deshalb die Unterstützung von regionalen Akteurinnen und Akteuren zur Steigerung der betrieblichen Ausbildung von Mädchen in untypischen Berufen. Bisher waren die Bemühungen allerdings weitgehend vergeblich. Auch Frauen in Führungspositionen sind weiterhin rar gesät. Roswitha Bocklage: „Im TOP-Management von Unternehmen sind seit drei Jahren unverändert gerade mal 10,9 Prozent Frauen.“ Lediglich im mittleren Management sei der Frauenanteil in diesem Zeitraum um 7,5 Prozent auf 26,6 Prozent gestiegen.

Seit 30 Jahren um die Gleichstellung bemüht ist bei der Stadtverwaltung Remscheid die Gleichstellungsbeauftragte Christel Steylaers (Foto). Auch sie berichtete gestern im Haupt- und Finanzausschiss über ihre Arbeit. Und verwies auf eine Frau im Verwaltungsvorstand (Barbara Reul-Nocke, die Rechtsdezernentin), einem Frauenanteil von nur 20 Prozent auf der Ebene der Abteilungsleiter und von 33 Prozent auf der darunter liegenden Ebene. Auf der Basis eines Rechtsgutachtens des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Hans-Jürgen Papier, zur Zulässigkeit von Zielquoten für Frauen in Führungspositionen im öffentlichen Dienst beabsichtigt die Landesregierung im neuen „Dienstrechtsmodernisierungsgesetzes“ eine Neufassung der Quotierungsregelung für Beförderungen und für die Besetzung von Führungsfunktionen für das Landesbeamtengesetz (LBG) und entsprechende Regelungen für die nicht in einem Beamtenverhältnis stehenden Beschäftigten. Eine Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen, eine geschlechtergerechte Repräsentanz in Gremien im Einflussbereich der öffentlichen Hand sowie eine Stärkung der Position der Gleichstellungsbeauftragten sollen zu den zentralen Zielen der Neuregelung des Landesgleichstellungsgesetzes (LGG) für den öffentlichen Dienst gehören. Hierüber will Christel Steylaers demnächst die Kommunalpolitiker noch eingehender informieren. Dem gegenwärtigen Gleichstellungsgesetz attestierte sie gestern, Prof. Papier zitierend, „eine geringe Durchschlagskraft“. (Leser-Kommentare sind auf Facebook möglich)

 


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