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Für soziale Kompetenz müssen Eltern und Schule sorgen

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„Arbeitslosigkeit vermeiden/Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ war das Thema der Sondersitzung, zu der der städtische Integrationsrat unter dem Vorsitz von Erden Ankay-Nachtwein (SPD) am Donnerstag vier Experten eingeladen hatte: Ralf Barsties, Geschäftsführer der gemeinnützigen Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Arbeit Remscheid GmbH, Michael Hagemann, Geschäftsführer des Berufsbildungszentrums der Remscheider Metall- und Elektroindustrie GmbH (BZI), Martin Klebe, Chef der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal, und Fred Schulz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Remscheid.

Die rund 1.100 Handwerkebetriebe in Remscheid mit 7.200  sozialversicherten Beschäftigten bilden gegenwärtig 600 junge Leute aus, berichtete Fred Schulz. Und dass für die Azubis Handwerk Zukunft haben könnte, sei allein daran zu erkennen, dass in den nächsten fünf Jahren120 bis 150 selbständige Handwerksmeister aus Altersgründen einen Nachfolger / eine Nachfolgerin für ihren Betrieb suchen. Leider fänden sich allerdings für die 200 jährlich zu besetzenden Ausbildungsstellen nicht genügend Bewerber. Denn es komme bei diesen nicht nur auf die Willigkeit, sondern auch auf die Fähigkeit an. Und dazu gehörten ein Schulabschluss und eine gute Note in Deutsch. Aber auch in Mathematik und naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächern. Wer diese Voraussetzungen erfülle, fände im Handwerk mit Sicherheit einen Ausbildungsplatz, wenngleich nicht immer im gewünschte Berufsfeld. Das gelte für deutsche wie Migranten  gleichermaßen. Fred Schulz: „99 Prozent der Betrieben bilden nach dem Prinzip aus ‚Es zählt nicht, wo jemand herkommt, sondern wohin jemand will!‘“ Er empfahl jungen Leuten, die an einer Handwerksausbildung interessiert sind, sich frühzeitig um ein Berufspraktikum zu bemühen, um herauszufinden, ob die eigenen Wünsche und Vorstellungen auch mit dem Berufsalltag übereinstimmen.

Martin Klebe bestätigte, dass ohne gute Deutschkenntnisse kein Ausbildungsplatz zu bekommen sei, im Übrigen aber auf dem Ausbildungsmarkt die Herkunft der Jugendlichen keine Rolle spiele. Er wusste weiter zu berichten, dass im vergangenen Jahr von 825 Bewerber/innen in Remscheid auf einen Ausbildungsplatz jede(r) fünfte einen ausländischen Pass gehabt habe. Wie viele Jugendliche mit Migrationshintergrund unter den 825 gewesen seien, lasse sich leider nicht ermitteln.

Um jene Jugendlichen, deren schulischen Qualifikationen und soziale Kompetenz für einen Ausbildungsplatz nicht ausreichen, kümmert sich in Remscheid u. a. die Arbeit Remscheid GGmbH. Geschäftsführer Ralf Barsties verwies auf verschiedene Maßnahmen, die dort im Auftrag von Arbeitsagentur und Jobcenter angeboten würden, darunter die so genannten Potenzialanalysen (8. Schuljahr) sowie Praktika und Berufsfelderkundungen (9. Schuljahr), Bewerbungstraining teilweise in Verbindung mit dem Landesprogramm „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA). Wissensdefizite ließen sich ausglichen, betonte Barstes, „aber für die soziale Kompetenz müssen bis zum 18. Lebensjahr Eltern und Schule sorgen. Dafür gibt es keinen Weiterbildungskursus!“

Nachdem Michael Hagemann Zahlen zur überbetrieblichen Ausbildung im BZI genannte hatte (von 1.500 Schülern im Jahr habe mehr als die Hälfte einen Migrationshintergrund. Ferner besuchen auch 3509 jugendliche Flüchtlinge das BZI), griff Sozialdezernent Thomas Neuhaus das „KAoA“ noch einmal auf. Hierzu werde in Remscheid auch eine in einigen Wochen startbereite Jugendberufsagentur gehören sowie ein „Integrationpoint“. Die Kooperationsvereinbarung über diese neue Anlaufstelle für Flüchtlinge war bereits am 10. Februar 2016 im Rathaus unterzeichnet worden.


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