Quantcast
Channel: Waterbölles - Wirtschaft
Viewing all articles
Browse latest Browse all 4825

Alleestraße wurde 1971 zur Fußgängerzone

$
0
0
Die „Hauptschlagader der Seestadt auf dem Berge“ – die Alleestraße um 1930. Die Straße ist gepflastert, und das zweite Straßenbahngleis, mit dessen Verlegung 1907 begonnen wurde, ist auf dem Foto gut zu erkennen. Mit der durchgehenden Pflasterung der Straße war am 25. Mai 1900 begonnen worden. Um 1880 schrieb ein Chronist: "Die Straße ist ungepflastet und mit Straßengräben versehen. Die wenigen eineinhalb bis zweistöckigen Häuser sind an einer Hand abzulesen. Bei schönem Wetter ist der Staub eine Plage. Und beim Regen...". Dass die Allestraße ihrem Namen nicht gerecht wurde, fiel schon 1910 auf: "Es stehen zu wenige Bäume hier". (aus: „Remscheid. Ein verlorenes Stadtbild“, von Rolf Lotzmann, erschienen 1994 im Wartberg-Verlag)

Die Alleestraße ist die »Haupteinkaufsmeile« der Stadt. (…) Die alte Landstraße hat sich innerhalb von nur 50 Jahren zur Hauptgeschäftsstraße mit großstädti­schem Flair entwickelt. (…)Prägende Elemente des öffentli­chen Raums auf der Alleestraße sind die „Zange“ … und die drei Brunnen vor dem Allee-Center, den Alleearkaden … und dem Mark., (…) Die bauliche Entwicklung des werdenden Stadt­zentrums folgte im Laufe des 19. Jahrhunderts den vom Markt aus sternförmig angelegten Aus­fallstraßen. Während die Scheider Straße [heutige Alleestraße] bis in die späten 1820er Jahre noch völlig unbebaut war, erhielt sie 1853, während sie schon zu einem Großteil beidseitig bebaut war, Alleebäume. 1856 wurde sie schließlich in Allee­straße umbenannt.

Mit dem Bau der Straßenbahn 1893 hat sich der Charakter des Remscheider Stadtzentrums und besonders der Alleestraße maßgeblich verändert. Die Bäume der Alleestraße mussten der Oberlei­tung der Straßenbahn weichen. Zudem wurde die Alleestraße verbreitert und mit gründerzeitli­chen Wohn- und Geschäftshäusern neu bebaut. Mit dem Bau des Remscheider Rathauses 1906) ist die Bedeutung der Alleestraße weiter gewachsen, denn sie ist seitdem das Bindeglied zwischen dem gewachsenen Zentrum der Stadt und dem neuen Symbol der Großstadt.

1943, während des Zweiten Weltkriegs, wurde fast die gesamte der Remscheider Innenstadt in Schutt und Asche gelegt. (…) Im Laufe des Wirtschaftswunders der späten 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhundert wurden die Baulücken im Stadtzentrum mit zeitgenössischer Architek­tur geschlossen. Gleichzeitig wuchsen die Verkehrsströme durch die steigende Anzahl an Pkw enorm. Der Markt hat sich in dieser Zeit zu einem durch Straßenbahnen, Busse und Pkw hoch be­lasteten Verkehrsknotenpunkt entwickelt. 1968 wurde der Straßenbahnbetrieb in Remscheid eingestellt. In den darauf folgenden Jahren [1971-74] wurde die Alleestraße zur Fußgängerzone umgestaltet. Durch Trennung der Verkehrsarten und die Be­grünung wurde die Haupteinkaufstraße auch zur Flaniermeile. Die Gestaltung der Fußgängerzo­ne entsprach dem Zeitgeist. Mit der Begrünung durch Pflanzbeete, die weit in die Straßenmitte ragten, und Bauten im Straßenraum wurde die Alleestraße in einzelne Abschnitte gegliedert. Der ursprüngliche Alleecharakter wurde allerdings nicht wieder hergestellt.

Durch den Bau des Allee-Centers 1986 an der oberen Alleestraße wurde die Zentralität der Remscheider Innenstadt weiter erhöht. (…) 1996 und 2008 folgten Erweiterungen des Baus. Heute reicht der Komplex bis an die Hochstraße und die Elberfelder Straße und es befinden sich dort neben Dienstleistern und Arztpraxen auf ca. 30.000 Quadratmetern Geschossfläche ca. 69 Fachgeschäf­te (ohne Gastronomie und Arztpraxen). Mitte der 1990er Jahre wurde der Block zwischen Allee-Center und Scharfstraße durch eine inner­städtische Bebauung, die die eingeschossigen Baracken („Stadthof“) ersetzt hat, neu definiert. Ende der 1980er Jahre wurden mit dem Bau der Wansbeckstraße die Voraussetzungen für eine weitere Vergrößerung der Fußgängerzone ge­schaffen, in der Folge wurde im Lauf der 1990er Jahre neben der Neugestaltung der Alleestraße auch der Markt umgebaut. (…) Mit dem Bau der Markthalle, die heute gastrono­misch genutzt wird, sollten die ursprünglichen Di­mensionen und Nutzungen des Marktes aus der Vorkriegszeit wieder hergestellt werden. Nahezu zeitgleich wurde die Alleestraße neu ge­staltet. Seitdem sind die prägenden Elemente der Remscheider Haupteinkaufsstraße und Fußgän­gerzone die zwei Baumreihen, wodurch die Allee­straße wieder dem Straßennamen gerecht wird, und die drei gastronomisch genutzten Pavillons in der Straßenachse. (…)

Das Remscheider Rathaus 1929. Foto: Historisches Zentrum RSMit der Aufgabe des Kaufhofs in den 1990er Jahren und der Schließung von Sinn / Leffers sowie weiterer Fachgeschäfte als Gegenpol zum Allee-Center ließ die Bedeutung der unteren Alleestraße als wichtiger Bestandteil des Remscheider Einzelhandelslagen-Systems si­gnifikant nach. Die seit Jahren zu beobachtende hohe Fluktuation, die Ansiedlung von Billiganbie­tern und einfachen Gastronomiebetrieben sowie Leerstände sind Merkmale einer beständigen Verringerung des Leistungs- und Qualitätsniveaus der Alleestraße etwa östlich der Einmündung der Wiedenhofstraße. Mehrere Einzelhandelsbe­triebe gaben in der Vergangenheit ihre dortigen Standorte auf, um in die attraktivere Lage in der Nähe des Allee-Centers zu ziehen. Dort konnten sich insbesondere Textilfachgeschäfte etablieren. (…) Im Zusammenhang mit den wachsenden Leerständen die Öffnung der unteren Alleestraße für den Autoverkehr wieder als Zukunftsmodell diskutiert. (nach „Planungswerkstatt Innenstadt“, Broschüre für die Teilnehmer der Workshops im Rathaus am 3. Juli 2012. Quelle: Geschichte unserer Stadt von Hans Jürgen Roth)


Viewing all articles
Browse latest Browse all 4825