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Mahnende Schülerstimmen beim Arbeitnehmerempfang

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Uli Spohrmann und Ariana Böker. Fotoi: Lothar Kaiser„Kundgebung zum 1. Mai in den Schatten gestellt“, titelte der Waterbölles am 22. März, Nachdem rund 800 Schülerinnen und Schüler von Gertrud-Bäumer-Gymnasium(GBG), Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium (EMA), Albert-Einstein-Gesamtschule, Käthe-Kollwitz-Berufskolleg und Sophie-Scholl-Gesamtschule auf dem Rathausplatz gegen den Klimawandel und für Klima- und Umweltschutz demonstriert hatten. Damit war „Fridays for Future' in Remscheid angekommen. “So viel Herzblut, Energie und Engagement wäre auch manchem haupt- und ehrenamtlichen Politiker gelegentlich zu wünschen“, kommentierte der Waterbölles damals. Zumal die Mitglieder des Remscheider Stadtrates dieser Kundgebung in deutlicher Mehrheit ferngeblieben waren. Das hinderte einige Kommunalpolitiker aber nicht daran, die engagierten Jugendlichen schon kurze Zeit später verbal so herzlich zu umarmen, dass man Angst bekommen könnte, diesen könne die Luft zum Atmen ausgehen. Irrtum, wie sich beim gestrigen Arbeitnehmerempfang im Rathaus zeigte. Als Vertreter der Remscheider Gruppe von „Fridays for future" hatte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz dazu Christina Pelkmann (Gertrud-Bäumer-Gymnasium), Seyda Sahan (Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium), Daniel Pilz (Röntgen-Gymnasium) und Lidia Morante-Maldonado (Käthe-Kollwitz-Berufskolleg) eingeladen. Und sie nutzten die Gelegenheit, erneut mahnend ihre Stimme zu erheben, so wie der OB sich das gewünscht hatte. Lidia Morante-Maldonado wiederholte dabei ihren Rap von der Demo im März (siehe das damalige Video). Eine Art Warmlaufen für die heutige Maikundgebung, an der die vier Jugendlichen ebenfalls teilnehmen werden.

Christina Pelkmann (G.-Bäumer-Gymnasium).

Seyda Sahan (Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium).

Daniel Pilz (Röntgen-Gymnasium).

Peter Lange, Vorsitzender des DGB Remscheid.

„Ich bin stolz bin stolz auf die jungen Menschen, die sich auch in Remscheid im Rahmen der Initiative „Fridays for Future" für unsere Zukunft einsetzen“, sagte Mast-Weisz gestern. „Es sind engagierte junge Leute, die sich auch Gedanken darüber machen, was sie selbst tun können, um zu einer nachhaltigen und umweltschonenden Entwicklung beizutragen. Sie haben unser aller Unterstützung verdient!“

Nach der musikalischen Einstimmung durch Ariane Böker (Violine) und Ulli Spohrmann (Gitarre) hatte der OB seine Begrüßungsrede mit der Erinnerung an die Gedenkstätten in Verdun und an der französischen Atlantikküste eröffnet, die er in Urlauben besucht hatte. „Millionen von Soldaten sind hier in mörderischen Kriegen zu Tode gekommen. Diese Orte sind nicht nur Gedenkstätten, sondern auch Orte der Mahnung. Sie sind Orte, die uns dazu auffordern, uns für ein geeintes Europa einzusetzen!“

Beim jüngsten Besuch in den englischen Partnerstädten sei der Brexit ein zentrales Thema gewesen, fuhr der Oberbürgermeister fort. „Viele bedauern diese Entwicklung und hoffen auf ein zweites Referendum. Nicht nur der Brexit ist eine Entwicklung, die der Idee des geeinten Europas widerspricht. Wir erleben überall ein Erstarken nationalistischer Kräfte in europäischen Staaten. Aber auch wir erleben hier das immer unverschämtere Auftreten von Rechts-Extremisten, Reichsbürgern, Identitären. In unseren Parlamenten sitzt mit der AFD eine Partei, die Angst schürt, die die Grundfeste unserer Demokratie, Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit-in Frage stellt. Die wollen einen anderen Staat, einen Staat ohne Meinungsfreiheit, einen Staat, der die Pressefreiheit untergräbt, ihre politischen Mittel sind Hetze und Spaltung. Ich sage, wir hier sagen aber Nein zu jeder Form von Hetze gegen Menschen anderen Glaubens, anderer Herkunft, anderer Lebensplanung!“

In dieser Woche habe er gelesen, dass die demokratischen Parteien viel an Zustimmung verloren hätten. „Warum? Weil viele Menschen den Eindruck haben, dass sich ‚die da oben‘, diese Parteien sich nicht um die wichtigsten Belange kümmern. Die Menschen erwarten Antworten auf dringende Fragen. Die Antwort darauf, welche Auswirkung eine von der Digitalisierung geprägten Welt für Beschäftigung, für den Arbeitsmarkt hat. Wie eine sichere und ausreichende Rente aussieht, wie eine gute und finanzierbare Pflege, ein Gesundheitssystem ohne wochenlange Wartezeiten, berufliche Perspektiven für diejenigen, die zum Teil schon lange Arbeit suchen, wie Politik der Angst vor sozialem Absturz begegnet. Was tun die demokratischen Parteien gegen die weiter wachsende Schere zwischen arm und reich, was dagegen, dass in unserer Stadt jedes 5. Kind in armen Familien lebt? Heute leben zehn Prozent der Remscheiderinnen und Remscheider ausschließlich oder zumindest anteilig von Transferleistungen. Das ist nicht nur eine finanzielle Herausforderung für die Stadt. Es ist vor allem eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, angemessener Teilhabe und kann jederzeit Sprengstoff für ein Gemeinwesen sein. Mein dringender Appell an alle, die hier, im Land und im Bund politische Verantwortung tragen: Hören Sie den Menschen zu, nehmen Sie sich derer Sorgen an! Und bieten Sie ihnen nicht nur einfache Antworten um den Preis des Populismus willen, wie es manche derzeit tun. Zeigen Sie ihnen, dass Politik keine closed-shop-Veranstaltung ist, kein Selbstzweck!“

In den vergangenen Wochen habe in Remscheid das Thema „Gewerbegebiete“ im Mittelpunkt von Diskussionen gestanden, fuhr der OB fort. „Unsere Unternehmen brauchen sie und fragen sie nach. Es ist unsere Aufgabe, das als Stadt sehr ernst zu nehmen. Es ist unsere Aufgabe, unseren Unternehmen hier Perspektiven zu geben und einen Beitrag zu leisten für ausreichende, gute und tariflich abgesicherte Arbeitsplätze!“ Daher setze er sich für neue Gewerbegebiete ein. „Wir werden dabei darauf achten, dass dies so umweltschonend wie eben möglich geschieht, dass Verkehrssicherheitsbelange vernünftig und verantwortlich gelöst werden!“ Wer sich gegen diese benötigten Flächen stelle, riskiere, dass Unternehmen vor Ort keine Perspektiven mehr sähen und abwanderten. „Ich will aber, dass die Arbeitsplätze in unserer Stadt bleiben, ich will, dass die Remscheiderinnen und Remscheider hier eine gute Zukunft haben. Wir müssen, wollen und werden alles dafür tun, dass alle Remscheiderinnen und Remscheider hier eine gute Zukunft haben. Lasst uns das gemeinschaftlich, mutig und optimistisch anpacken Das hat unsere Stadt, auf die wir stolz sein dürfen, mehr als verdient!“ Und abschließend noch ein Appell zur Europa-Wahl am 26. Mai: „Geht wählen!  Lasst uns den Nationalisten, Rechtsextremisten und Europagegnern zeigen, wir sind Remscheid - wir sind Europa!“


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