So stellte sich die Verwaltung gestern in der Bezirksvertretung Lüttringhausen die künftige Verkehrssituation am Rathaus Lüttringhausen vor:
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Noch bis zum 30. Juni hat die Stadt Remscheid Zeit, um mit dem Geld aus der Nahverkehrspauschale (der Landes) für das Jahr 2013 Maßnahmen zur Förderung des ÖPNV zu finanzieren. Das betrifft wie in den Jahren zuvor im Wesentlichen die Verlegung oder Reparatur von Bushaltestellen oder deren barrierefreien Umbau. Für 22.000 Euro soll in den nächsten dreieinhalb Monaten beispielsweise die Bushaltestelle vor dem Rathaus Lüttringhausen instandgesetzt werden, wo Steine brüchig geworden ist. Hans-Otto Heming, der mit diesen Planungen betraut ist, legte in der gestrigen Sitzung der Bezirksvertretung Lüttringhausen einen Plan vor, der vorsah, die Reparaturarbeiten zu einer Verkürzung der Haltestelle zu nutzen, um so nahe der Bäckerei Beckmann den Bürgersteig verbreitern und in der Straßenmitte eine Querungshilfe für Fußgänger anlegen zu können. Dafür sprachen sich die Mitglieder der CDU aus, dagegen SPD, Grüne, FDP und Linke.
Die BV Lüttringhausen hätte womöglich geschlossen für eine verkürzte Bushaltestelle gestimmt, wenn Heming bei dieser Gelegenheit nicht gleich noch ein ganz anderes Problem hätte lösen wollen: Die Stadtwerke Remscheid möchten künftig die Haltestellen am Rathaus Lüttringhausen zeitgleich mit zwei Gliederbussen von 18 Metern Länge anfahren (bei einer Standzeit von vier Minuten für einen Bus). Und dafür ist die jetzige Haltestelle auf der dem Rathaus gegenüberliegenden Seite der Kreuzbergstraße zu kurz, wenn die Ein-/Ausfahrt zum neuen ALDI-Markt freigehalten werden soll. Problem Nr. 2: Bliebe der zweite Bus vor der Ein-/Ausfahrt stehen, könnten die Fahrgäste den hinteren Ausstieg nicht benutzen, weil der Abstand zwischen Bus-Plattform und Asphalt zu groß wäre, um sicher aussteigen zu können.
Deshalb war Hans-Otto Heming (Eine genaue Beschlussvorlage nebst Plänen müsste natürlich noch folgen!) auf die Idee gekommen, die Bushaltestelle aufzuteilen bzw. vor der Volksbank-Filiale eine zweite Haltestelle anzulegen der drei Parkplätze zum Opfer fallen müssten. Ärgerlich für alle, die mal schnell den Geldautomaten der Volksbank nutzen wollen, und womöglich auch gefährlich. Denn Autofahrern, die den Parkplatz des Penny-Marktes verlassen, wäre der Blick auf den von rechts kommenden Verkehr versperrt.
Wenn in der Bezirksvertretung Lüttringhausen in den
vergangenen Monaten der Name ALDI oder der von Investor Rainer Dorn aus
Leipzig fiel, verdüsterten sich zumeist die Gesichter der Kommunalpolitiker. D
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Lüttringhausens Neue Mitte auf dem einstigen Firmengelände zwischen Schulstraße und Kreuzbergstraße, östlich
Richard-Koenigs-Straße, hatten sie sich anders vorgestellt als mit einem zweiten
Discounter (nach dem Penny-Markt gleich nebenan). Dorn hatte den Discounter
vor Gericht durchgesetzt. Auf dem von ihm erworbenen Gelände wurde inzwischen
ein altes Fachwerkhaus an der Kreuzbergstraße abgerissen; die Abbrucharbeiten
an der alten Fabrik im rückwärtigen Teil des Grundstücks sind im vollen Gange. Die
Baugenehmigung, die die Stadt Remscheid dem Investor erteilte, umfasst nicht
nur eine Ein-/Ausfahrt von der Schulstraße aus, sondern auch von der
Kreuzbergstraße. Wie konnte es dazu kommen?, fragte gestern Stephan Jasper von
den Grünen, bekam aber keine Antwort. Die Zufahrt an dem Fachwerkhaus führte
nur zu einer Garage, jetzt führt sie zu einem Parkplatz für 100 Fahrzeuge! Das
wunderte auch Andreas Stuhlmüller (CDU). Auf seinen Antrag hin will sich die
BV nun von der Verwaltung das Zustandekommen der Baugenehmigung hinsichtlich
der Zufahrt näher beschreiben lassen. Zugleich war Stuhlmüller aber der
Meinung, die BV werde sich der Zweiteilung der Bushaltestelle nicht
verschließen können.
Das sah Stephan Jasper ganz anders: Mich packt der kalte Zorn, wenn ich sehe, wie hier ein weiterer Discounter sich in den Ortskern schiebt und deshalb eine funktionierende Verkehrssituation über den Haufen geworfen werden soll. Ich bin nicht bereit, nach der Pfeife des Investors zu tanzen! Unverändert sei der der Meinung, dass eine Ein-/Ausfahrt von der Schulstraße ausreichen müsse (zustimmendes Gemurmel im Saal). Der ÖPNV ist an dieser Stelle gut geregelt; den sollten wir nicht ändern! Es ist Sache des Investors zu sehen, wie er hier klar kommt!, so Jasper. Und sein Faktionskollege Bernhard Ruthenberg meinte zu dem vorgeschlagenen Verkehrskonzept lakonisch: Kokolores!
Für den Fall von zwei Bushaltestellen gegenüber dem Rathaus sah Stephan Jasper im Übrigen die Gefahr eines Verkehrschaos. Denn viele Autofahrer, die den Penny-Parkplatz verlassen, halten sich nicht an das Rechtsfahrgebot. Warum sollten das dann die Autofahrer auf dem künftigen ALDI-Parkplatz tun?