Projekt HonsWerk vor neuem politischen Schritt, titelte der Waterbölles am 1. Juni 2021. Damals hatte der Rat der Stadt Remscheid dem Abschluss einer Kooperationsvereinbarung für das Projekt HONSWERK im Stadtteil Honsberg zugestimmt. Ende 2021 wurde der Erbbaurechtsvertrag zwischen der GEWAG Wohnungsaktiengesellschaft Remscheid und der Projektgesellschaft für das HONSWERK, der Urbanen Nachbarschaft Honsberg gGmbH, unterzeichnet. Und vor einem Monat erfolgten die Unterschriften unter die Kooperationsvereinbarung für das HONSWERK zwischen der Stadt Remscheid, der GEWAG, der Montag Stiftung Urbane Räume und der Projektgesellschaft. Damit sind zwei entscheidende Weichen für die weitere erfolgreiche Stadtteilentwicklung Honsbergs in den kommenden Jahren gestellt, stellte gestern Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz in einer Pressekonferenz fest, an der auch der Technische Beigeordnete Peter Heinze, Sozialdezernent Thomas Neuhaus, Oliver Gabrian, Vorstand der GEWAG, und Dr. Robert Winterhager, Projektentwickler der Montag Stiftung Urbane Räume und deren Vorstand Stefan Anspach teilnahmen.
Die Montag Stiftung Urbane Räume gAG ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung und gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. Unter dem Leitmotiv Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung engagiert sich die Montag-Stiftung als unabhängige Partnerin von Kommunen, Verbänden und zivilgesellschaftlichen Initiativen dort, wo Stadtteile von besonderen sozialen und ökonomischen Rahmendbedingungen geprägt sind. Übergeordnetes Projektziel des HONSWERKS ist die chancengerechte Stadtteilentwicklung einstigen Arbeiterviertels mit neuen Wohn-, Bildungs-, Arbeits-, Kultur- und Freizeitangeboten und besseren Teilhabechancen für alle. Es umfasst modernisierte Wohn- und Gewerbehäuser auf der Siemensstraße sowie einen neuartigen Bildungs- und Gemeinschaftsort, die HONSWERKSTATT, der an der Halskestraße entstehen soll. Zitat aus ihrer Homepage: Mit dem HONSWERK entsteht ein Ort, der dazu einlädt, ihn mitzugestalten, an dem sich die Menschen kennenlernen und als Nachbarschaft zusammenwachsen können. Denn wenn miteinander statt nebeneinander gelebt, gearbeitet und gelernt wird, entstehen neue Chancen für alle. Und Robert Winterhager betont, es komme darauf an, um das HONSWERK herum eine Gemeinschaft von Menschen aufzubauen, die Lust haben mitzumachen und anzupacken.
Der Erbbaurechtsvertrag sichert auf dem Honsberg langfristig auf 99 Jahre - Grund und Boden für die gemeinwohlorientierte Entwicklung des HONSWERKS. Das Erbbaurecht macht es möglich, auf einem Grundstück zu bauen, ohne es zu kaufen. Normalerweise zahlt der Erbbaurechtsnehmer dafür einen Erbbauzins. In diesem Fall stellt die GEWAG der Urbane Nachbarschaft Honsberg die Grundstücke zur Verfügung, auf denen das HONSWERK entsteht, und verzichtet auf die Zahlung eines Erbbauzinses, solange alle Überschüsse aus der Immobilienverwaltung im HONSWERK als soziale Rendite zurück in den Stadtteil fließen. Im Gegenzug investiert die Urbane Nachbarschaft Honsberg in den Umbau der Häuser, um so neues Leben in den Stadtteil zu bringen. Vorstand Oliver Gabrian: Für uns als Wohnungsaktiengesellschaft ist diese Art der Stadtteilentwicklung zwar Neuland, aber hochinteressant. Wenn die Planungen so aufgehen, wird davon der ganze Honsberg profitieren.
Die Montag-Stiftung hat für die gemeinnützige Projektgesellschaft Urbane Nachbarschaft Honsberg im GEWAG-Haus Halskestraße 22 Büroräume angemietet. Dort treibt Geschäftsführer Dr. Robert Winterhager das Projekt zusammen mit drei Mitarbeiter:innen voran. Eine davon ist seit Juni vorigen Jahres als Gemeinwohlmanagerin Andrea Staudt, zuvor Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte im Bildungsbüro der Stadt Remscheid. Als frühere Mitarbeiterin der Kraftstation und des Lindenhofs kennt sie sich auf dem Honsberg gut aus.
Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz hat das Projekt schon seit der Konzeptionsphase unterstützt und begleitet: Ich bin sehr glücklich, dass Politik und Verwaltung zusammen dieses anspruchsvolle Projekt auf den Weg bringen konnten. Der Honsberg entwickelt sich zu einem spannenden und kreativen Stadtteil. Vor zwei Jahren habe er angekündigt, der Honsberg werde in fünf Jahren der hipste Stadtteil von Remscheid sein. Dafür seien jetzt noch drei Jahre Zeit.
Der Baustein Siemensstraße besteht aus 15 größtenteils leerstehenden Siedlungsbauten, ab 1919 errichtet nach Plänen des Remscheider Architekten Ernst Bast. Darin sollen rund 40 modernisierte Wohnungen entstehen durch Zusammenlegung kleinerer Wohnungen, gefördert mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus, so dass dort auch Familien mit vier Kindern Platz finden zu langfristig bezahlbaren Mieten! Eines der Häuser soll für die Nutzung durch junge Remscheider Start-ups als Büro-Gemeinschaftshaus hergerichtet werden. Dafür interessiert sich die WETOG GmbH, Martin-Luther-Str. 49, ein rasant wachsendes Start-up, das derzeit auf seiner Homepage App-Entwickler, Systemprogrammierer, Softwareentwickler (C++ / .NET) und Datenbankentwickler sucht.
Die Umbaupläne für die 13 Wohn- und zwei Gewerbehäuser an der Siemensstraße sind fertig; in den nächsten Wochen sollen die Bauanträge im Rathaus eingereicht werden. Parallel zum Genehmigungsverfahren werden dann die Förderanträge für die Modernisierung der Wohnungen und für den Bau einer Nahwärmeversorgung vorbereitet. Modernisiert werden sollen die Gebäude in zwei Bauabschnitten hergerichtet. Der erste Bauabschnitt soll Ende 2023 fertiggestellt werden, der zweite bis Ende 2024. Das Investitionsvolumen: rund 7,15 Mio. Euro. Zusätzlich stellt die Montag-Stiftung bis 2025 rund 1,65 Mio. Euro für die gemeinnützige Arbeit der Projektgesellschaft im Stadtteil zur Verfügung. Vorstand Stefan Anspach: Chancengerechte Stadtteilentwicklung passiert nicht von alleine. Wir geben hier, wie auch in unseren anderen Projekten nach dem Initialkapital-Prinzip, die Anschubfinanzierung für Gemeinschaftsbildung, Planen und Bauen. Dadurch werden die Projektgesellschaft und engagierte Menschen auf dem Honsberg nachhaltig und dauerhaft räumliche und finanzielle Ressourcen für gemeinnützige Arbeit und Projekte haben.
Die HONSWERKSTATT ist an der Halskestraße geplant anstelle von drei abrissreifen Häusern, eine Bildungsreinrichtung für Menschen vom Honsberg, aus Remscheid und dem Bergischen Städtedreieck. Kernstück soll eine Lehr- und Lernwerkstatt (Tool-Lab) werden, die Kindern und Jugendlichen Zugang zu Handwerk und Technik ermöglicht. Auch eine offene Nachbarschaftswerkstatt, ein interkultureller Begegnungsort und ein Stadtteilgarten am Lobacher Hang werden dazu gehören. Anfang Januar wurde ein Architekturwettbewerb zur Planung der neuen HONSWERKSTATT mit jungen, innovativen Büros auf den Weg gebracht. Im März sollen die Planungsergebnisse vorliegen, und im September 2022 soll, auf Grundlage der genaueren architektonischen Planung und einer Kostenschätzung, der Antrag auf Städtebauförderung für die HONSWERKSTATT und den Stadtteilgarten gestellt werden. Baubeginn für die Werkstatt ist dann voraussichtlich zum Jahresbeginn 2024. Die HONSWERKSTATT wird rund 1,74 Mio. Euro kosten, das Anlegen des Stadtteilgartens rund 150.000 Euro. Beide Teilprojekte sollen über die Städtebaufördermittel finanziert werden, um die sich die Stadt Remscheid kümmern will. Damit kommt das Projekt HONSWERK über fünf Jahre hinweg auf ein Gesamtinvestitionsvolumen von rund 10,7 Millionen Euro.