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Von 49,15 Hektar sind für Gewerbe nur 1,15 ha in Sicht

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„Was knapp wird, wird auch teurer“, beschrieb der Technische Beigeordnete Peter Heinze gestern im Bauausschuss ein Kernproblem bei der Planung neuer Gewerbeflächen in einem knappen Satz. Zuvor hatte in der Sitzung Ingo Lückgen, Fachdienstleiter Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Liegenschaften, über die Bemühungen der Stadt berichtet, landwirtschaftlich genutzte Flächen an der Borner Straße („Erdbeerfelder“) und in Bergisch Born („Gleisdreieck“) zu erwerben, um sie später mit entsprechenden Preisaufschlägen (für die erfolgte Planung und Erschließung) parzelliert an interessierte Unternehmen weiterzuverkaufen. Der Grund und Boden, der für solche kommunalen (Groß-)Projekte in Frage kommt, ist längst ein rares Gut. Das wissen auch die Landwirte, die an die Stadt verkaufen sollen. Und entsprechend „zäh und sensibel“ seien die Gespräche, räumte Heinze gestern im Bauausschuss ein. „Wir sind im Dialog mit den privaten Eigentümern“ (im „Gleisdreieck“ sind das insgesamt nicht einmal zehn), „um eine gerechte Lösung zu finden. Aber das braucht seine Zeit. Ein größerer Fortschritt bei den Gesprächen wäre mir auch am liebsten!“

So antwortete der Technische Beigeordnete auf die Kritik von Jürgen Kucharczyk (SPD), den Nachbargemeinden Wermelskirchen, Hückeswagen und Radevormwald im Oberbergischen Kreis gelänge die Ausweisung neuer Gewerbegebiete trotz ähnlicher topografischer Probleme wie in Remscheid deutlich schneller. Vielleicht sind die Eigentumsverhältnisse in den Nachbargemeinden für die Kommunen als Entwickler der Gewerbeflächen günstiger als in Remscheid. Vielleicht haben sie schon lange vor Bekanntwerden ihrer Pläne in weiser Voraussicht Flächen aufgekauft. Darüber konnte und wollte gestern im Bauausschuss niemand spekulieren.

Fest steht: Von den 350.000 Quadratmetern in Bergisch Born, um die es geht, liegen 19 Hektar auf Remscheider, zwölf auf Wermelskirchener und vier auf Hückeswagener Gebiet. Und die wenigen privaten Eigentümer auf Remscheider Gebiet zeigen derzeit nur wenig Verkaufsbereitschaft. „Was ist, wenn sie dabei bleiben?“, wollte Jens Peter Nettekoven (CDU) wissen. Heinze: „Dann platzen die Pläne!“ Das gilt auch, wenn die Bezirksregierung in Köln, die gegenwärtig einen neuen Regionalplan in Arbeit hat, sich von dem Projekt verabschieden sollte. „Aber dafür gibt es keinerlei Anzeichen“, betonte Peter Heinze.

Die „Erdbeerfelder“ am Ortseingang von Lennep umfassen 130.000 Quadratmeter (13 Hektar). Davon gehört der Stadt Remscheid gerade mal ein Drittel, links und rechts davon liegen die übrigen zwei Drittel in Privatbesitz. Das Privatgelände an der Ortsgrenze von Lennep ist typografisch das problematischste: Für eine direkte Erschließungsstraße wäre es zu steil. Auf ein weiteres Problem wies in der gestrigen Sitzung Susanne Fiedler (Grüne) hin: Die nahen Quellen, die die Panzertalsperre weiter unterhalb speisen, müssten geschützt werden. Beides hält Ingo Lückgen aber für keine unüberwindbaren Hindernisse; darum werde es später bei der Aufstellung des Bebauungsplanes gehen. York Edelhoff (SPD) wunderte sich: „Das hört sich an, als ob wir gerade erst am Anfang der Projektarbeit stehen würden!“ Peter Heinze bestätigte das zwar nicht, räumte aber ein: „Der Grunderwerb ist der Knackpunkt!“

Einzig und allein die 11.500 Quadratmeter im Besitz der Stadt Remscheid, für die gegenwärtig ein Bebauungsplan aufgestellt wird, kann in Remscheid in absehbarer Zeit der Standort eines (einzigen) größeren Gewerbebetriebes werden – auf einer reinen Baufläche von 6.000 Quadratmetern. Denn der übrige, größere Teil des Geländen  ist nicht bebaubar. Und unproblematisch ist auch dieses Baugelände nicht. Ein Fahrradweg muss teilweise verlegt werden. Die Zufahrt von der Lenneper Straße ist nur für Rechtsabbieger möglich (wer von links kommt, muss zunächst weiterfahren und dann wenden), aber Ingo Lückgen zeigte sich gestern zuversichtlich, für die neue Gewerbefläche einen Mieter zu finden. Ob sich für ihn noch eine weitere Zufahrtsmöglichkeit finden lasse, könne vielleicht später,  im Rahmen des Bauantrags, geklärt werden.

Fazit: Von 49,15 Hektar sind für Gewerbe nur 1,15 ha in Sicht!


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