Stromspar-Check+ heißt die Aktion des Deutschen Caritasverbandes e.V. und
des Bundesverbandes der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands e.V.,
die im Dezember 2008 gestartet wurde und seitdem vom Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit finanziell gefördert wird. Inzwischen
unterhält sie Standorte in mehr als 170 deutschen Städten und Landkreisen und
seit dem 1. Juni auch in Remscheid: Bis Ende nächsten Jahres wird ein fünfköpfiger Team (ein Fachanleiter in 30
Wochenstunden, vier Stromsparhelfer in je 39 Wochenstunden und eine
Sozialarbeiterin in 4,8 Wochenstunden) Bürgerinnen und Bürger mit geringem
Einkommen beim Energiesparen beraten. Die Aktion wird in Remscheid unterstützt und
gefördert vom Jobcenter Remscheid, der EWR GmbH, der GEWAG Remscheid, der Gemeinnützige
Wohnungsgenossenschaft eG Remscheid (GES), der Stadtsparkasse und der Stadt
Remscheid. Ziel der Aktion: Haushalte mit
geringem Einkommen sollen durch die Energiesparberatung ihre Energiekosten
senken.
Dafür wurden frühere Langzeitarbeitslose
zu Stromsparhelfern geschult. Sie geben wie beispielsweise während der
Ausgabezeiten der Remscheider Tafel in der evangelischen Kirchengemeinde an
der Burger Straße (Foto) - Tipps, wie sich durch Verhaltensänderungen oder
gering investive Maßnahmen Energie und Wasser sparen lassen. In den Haushaltungen
installieren die Berater kostenlose Energiesparartikel so genannte Soforthilfen
nach individuellem Bedarf im Wert von durchschnittlich 70 Euro.
Der erste Kontakt zu
Interessenten kommt im Jobcenter, Sozialamt, bei der Tafel oder im Sozial-Kaufhaus
zustande gemacht. Mit den Interessenten, die das Angebot nutzen wollen,
vereinbaren die Stromsparhelfer dann einen Termin für einen Hausbesuch. Beim diesem
ersten Besuch eines Zweierteams werden
die im Haushalt genutzten elektrischen Geräte sowie Nutzungsverhalten und
Gebrauchsgewohnheiten aufgenommen, der Strom- und Wasserverbrauch gemessen und die
Verbrauchsabrechnungen für Strom, Wasser und Heizung geprüft. Mit Hilfe eines sechsseitigen
Fragebogens werden zunächst allgemeine
Daten zum Haushalt, wie Anzahl der Bewohner, Nutzfläche von Wohnung / Haus
sowie die Verbrauchskennzahlen aus
den vom Haushalt bereitgelegten Abrechnungen zu Strom / Wasser / Heizung und Warmwasser erfasst, ferner die
komplette vorhandene Beleuchtung sowie die tägliche Einschaltdauer. Im zweiten
Schritt werden sämtliche Elektrogeräte mit einem zwischensteckbaren Strommessgerät
auf "verborgene" "Stand-by" bzw."Schein-Aus"-Leistungsaufnahme überprüft. Zur präzisen Kalkulation
der möglichen Einsparung wird die tägliche Nutzungsdauer der Geräte erfragt, um anschließend entsprechend den
räumlichen Vorgaben die optimale Steckerleisten-Konfiguration zu finden.
Mit einem speziellen
Durchlaufmessbecher werden sämtliche Warmwasser-Armaturen auf ihren
tatsächlichen Wasserdurchfluss in Litern pro Minute untersucht. Hohe
Einsparpotentiale ergeben sich vor allem im Bereich der Dusche sowie generell
in besonderem Maße bei rein elektrischer Warmwasserbereitung. Im letzten
Schritt wird das Energieeinsparpotential der vorhandenen Elektrogroßgeräten (Waschmaschine /
Wäschetrockner / Spülmaschine / 500- Watt Deckenfluter / Heizlüfter / Aquarium
usw.) untersucht. Auch eine Langzeitmessung
des Kühlschranks ist möglich. Liegt der Verbrauch wenigstens 200 kWh über dem eines gleichgroßen
Gerätes mit der Energieeffizienzstufe A+++,
kann der Kunde einen Zuschuss in Höhe von 150 Euro für den Austausch erhalten.
Die erfassten Daten werden später
in die projekteigene, internetbasierte Datenbank des Bundesprojekts eingegeben.
Heraus kommt ein Auswertungsbericht mit Einsparpotentialen beim Heizen und
Lüften, Kühlen oder Waschen, die dann bei einem zweiten Besuch den Bewohnern der Wohnung erläutert werden. Dann werden
auch die infrage kommenden kostenlosen Soforthilfen eingebaut. Das sind u.a.
Energiesparlampen, LEDs, schaltbare Steckerleisten und(oder wassersparende Duschköpfe.
Zur Überprüfung, ob die
errechneten Einsparungen in der Praxis tatsächlich erreicht werden, wird den Kunden
ein zusätzlicher dritter Termin ein
Jahr später angeboten. Ein Projekt mit
vier Zielen:

Sozialpolitik:
- Kosteneinsparung für einkommensschwache Haushalte
- Kosteneinsparungen für Bund und Kommunen (Wasser- und Heizenergie)
- Rückgang von Zahlungsausfällen bei Energieversorgungsunternehmen
Klimaschutz:
- Reduzierung von CO2-Emissionen
- Beitrag einkommensschwacher Haushalte zur Energiewende und zur Bewahrung der Schöpfung
- Beschäftigung und Qualifizierung von langzeitarbeitslosen Menschen
- Heranführung an den ersten Arbeitsmarkt
- sinnvolle Beschäftigung in einem Berufsfeld mit Zukunft
(Umwelt-)Bildung:
- Sensibilisierung einkommensschwacher Haushalte für effiziente Energienutzung über Kostenvorteile
- Aufzeigen eigener Handlungsmöglichkeiten, Hilfe zur Selbsthilfe.
Mittlerweile hat die Aktion Stromspar-Check+ für Menschen mit geringem Einkommen schon 100.000 Haushalte - Bezieher von Arbeitslosengeld II, Wohngeld oder Sozialhilfe - in Sachen Energieeinsparung beraten. Diese konnten dadurch nach Berechnungen des Projekts allein ihren Stromverbrauch um rund 15 Prozent (397 kWh) senken und etwa 140 Euro Strom- und Wasserkosten pro Jahr sparen. Die Kohlendioxid-Reduktion pro Haushalt liegt bei rund 300 kg pro Jahr. Insgesamt werden durch das Gemeinschaftsprojekt der Caritas und des Bundesverbandes der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands (eaD) langfristig 200.000 Tonnen Kohlendioxid und rund 250 GWh Strom eingespart. Das entspricht der jährlichen Stromerzeugung eines Gaskraftwerkes.
Von dem Einspareffekt
profitieren aber auch der Bund und die
Kommunen, die die Kosten der Unterkunft für Bezieher von
Arbeitslosengeld II und Sozialhilfe tragen, dazu gehören unter anderem auch die
Aufwendungen für Heizen und Wasser. Über die Lebensdauer der Energie- und
Wassersparartikel reduziert der Bund seine Unterkunftskosten um rund elf Millionen Euro und die Kommunen um
rund 14 Millionen Euro. Der
langfristig größte Einspareffekt mit insgesamt rund 85 Millionen Euro bleibt jedoch bei den betroffenen Haushalten.
Menschen, bei denen die
Energieschulden nur die Spitze des Eisberges sind, können beim Stromspar-Check+auch
die Clearingsozialarbeit nutzen, so
genannte. Drehtürkunden, die zum widerholten Mal vor einer Sperr-/Schuldensituationen
gestanden haben und etwas ändern wollen. Und das soll diese Sozialberatung leisten: Klärung der
Lebenssituation und der Problemfelder, Stärkung der eigenen Ressourcen und ggf.
Vermittlung an geeignete Hilfesysteme ( Schuldnerberatung, Sucht-beratung, Zentrale
Fachstelle für Wohnungsnotfälle etc.)