

Welche Handelskette sich hinter dem Begriff Vollsortimenter
verbirgt, der in das ehemalige Karstadt/Hertie-Gebäude in Lennep einziehen
will, weiß der Eigentümer des 5.000 Quadratmeter großen Geländes zwischen
Kölner Straße und Hardtpark und ansonsten in Remscheid wahrscheinlich
niemand. Die Mitglieder der Bezirksvertretung (BV) Lennep, die sich gestern mit
dem Plan beschäftigten, die Handelsimmobilie wieder in Wert zu setzen
(Stadtplanerin Sigrid Burkhart) wissen es jedenfalls nicht. Ein
Vollsortimenter, das kann alles und nichts bedeuten. Eine klare Definition
dafür gibt es in der Einzelhandelsbranche nicht. Jedes Unternehmen setzt seine
eigenen Schwerpunkte. Hundert Meter weiter gibt es schon einen Vollsortimenter,
knüpfte Dr. Heinz Dieter Rohrweck an seine schon früher geäußerte Kritik an und äußerte die Sorge, dass wir
den jetzigen Leerstand bei Hertie in fünf Jahren auf ein anderes Gebäude
verlagert haben. Und an die Adresse der Bauverwaltung: Ich habe die Verwaltung
in der Vergangenheit als sehr kreativ kennengelernt, wenn es darum ging, das
eine Projekt zu verhindern und das anderes zu fördern! Rohrwecks Vorschlag: Es
müssen Hürden aufgebaut werden zur Verbessrung der Infrastruktur und der
Kaufkraft in der Lenneper Innenstadt!
Da blickten die BV-Mitglieder erwartungsvoll auf Stadtplanerin
Burkhart, doch mehr als ein Ich habe das notiert konnte ihr Bezirksbürgermeister Markus Kötter
(CDU) nicht entlocken. Zuvor hatte sie allerdings erklärt, ein Vollsortimenter
an dieser Stelle sei eine sinnvolle Ergänzung des Angebots auch im Hinblick
auf die weitere Entwicklung! Damit war wohl das DOC gemeint.
Verwaltung
befürwortet Bauvoranfrage zum Hertie-Bau, hatte der Waterbölles bereits am
15. August berichtet. Und auch die spätere Baugenehmigung sei nicht zu
verweigern, sagte Burkhardt gestern. Denn auf dem Gelände sei nun einmal
großflächiger Einzelhandel zulässig - auch nach dem Entwurf des neuen
städtischen Einzelhandelskonzepts. Zumal der von Eigentümer und Investor überarbeitete
Plan kein städtisches Grundstück (Hardtpark) mehr tangiere. Die Stadtplanerin: Der
Fußweg zum Hardtpark, heute eher eine Angstzone, soll sogar verbreitert werden.
Der gehöre übrigens nicht der Stadt; auch habe sich in städtischen Unterlagen und
im Grundbuch keinen Hinweis auf ein Wegerecht gefunden. Ein solches bestehe
lediglich für das angrenzende Privatgrundstück an der Kölner Straße.
Das Gegenmodell (Foto rechts), das Veronika Wolf, Sprecherin des BUND in Remscheid (links im Video), vor Beginn der Sitzung den BV-Mitgliedern und den zahlreich erschienenen Bürgerinnen und Bürgern erläutern konnte, sieht eine Tiefgarage vor und darüber zwei dreigeschossige Neubauten quer zur Kölner Straße und ein kleines Gebäude an der Poststraße links vom alten Karstadt/Hertie-Eckbau. Das Modell hatte Wolff gemeinsam mit dem Düsseldorfer Architekten Walter Brune konzipiert. Es geht von kleineren Shops im Erdgeschoss auf insgesamt 700 Quadratmetern Verkaufsfläche aus und von (Senioren-)Wohnungen und Dienstleistern (Ärzten etc.) in den beiden Obergeschossen. Doch einen Investor, der den Grundstückseigentümer überzeugen und aus dem Wunschtraum Realität machen könnte, gibt es nicht.