Quantcast
Channel: Waterbölles - Wirtschaft
Viewing all articles
Browse latest Browse all 4858

Diskussionen in Sichtweite einer politischen Vorentscheidung

$
0
0

Die wenigen Zuschauer in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Lennep schienen ein schlechtes Omen zu sein, doch es kam anders: Voll besetzt war gestern Abend das Forum des Schulzentrums Hackenberg, als Vertretern der Stadt, der Planungsbüros und Fachgutachtern die Verkehrs- und Lärmschutzmaßnahmen im Zusammenhang mit dem geplanten Designer Outlet Center (DOC) erläuterten – sozusagen in Sichtweite der heutigen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, in der die Offenlage des Bebauungsplans Nr. 657 beschlossen werden soll. Diese wird den Bürger/innen dann nach der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung (im vorigen Jahr) ab Anfang Mai zum zweiten und diesmal entscheidenden Mal Gelegenheit geben, sich an dem Planverfahren mit Anregungen und Einwendungen zu beteiligen, bevor der Rat der Stadt die Eingaben nach dem Sommerferien zusammen mit den Stellungnahmen der Behörden und Nachbarkommunen bewerten und dann darüber beschließen wird.

Die Infoveranstaltung war ein Zusatzangebot der Stadt Remscheid zur Information der Öffentlichkeit über den Stand des Bauleitplanverfahrens. Es handelte sich ausdrücklich nicht um einen durch das Baugesetzbuch vorgeschriebenen Verfahrensschritt. Das galt auch für die jeweils zehnminütigen Stellungnahmen, die Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz den DOC-Gegnern und -Befürwortern schon im Vorfeld des Hearings eingeräumt hatte. Peter Lange (Contra) nutzte diese Gelegenheit zu der Aufforderung an die Bürger/innen, sich in die Offenlage des Bebauungsplans rege einzubringen. Denn: „Nur die dabei vorgebrachten Einwände können später vor dem Verwaltungsgericht geltend gemacht werden!“ Halbwegs ruhig im Ton, aber umso schärfer in der kritischen Aussage ließ Lange an dem DOC-Projekt kein gutes Haar, bezeichnete es als ebenso inakzeptabel wie die Art und Weise, in der die Verwaltung es vorantreibe, keineswegs bereit, das Für und Wider offen zu diskutieren. „Durch das DOC wird sich die Lebens- und Wohnqualität in Lennep massiv verschlechtern“, sagte Lange voraus. „Der Verlierer dieser miesen Stadtplanung wird die Innenstadt von Remscheid sein!“ Also rundherum nur Verlierer, in Lennep und in der City? Der Bürgerverein Lennep, in dem sich die DOC-Gegner formiert haben, sei jedenfalls gewillt, sich auch nach dem heutigen Offenlagebeschluss in Bürgerversammlungen um einen Stopp des Projektes zu bemühen, kündigte Lange an. Er hatte zu seiner Rede die digitale Grafik eines Kraken mitgebracht, als die er das DOC betrachtet.

Martin Gerhardts vertrat an diesem Abend die DOC-Befürworter. Er gab Peter Lange mit auf den Weg, keine Probleme herbeizureden, die nicht einträten, sondern „die zu lösen, die da sind!“ Ansonsten ließ es Gerhardt lockerer angehen. Einkaufen sei heutzutage für viele ein Event. Da liege es nahe, dass die künftigen Kunden des DOC, die von auswärts kämen, diesen Einkaufstag auch dazu nutzten, die Umgebung von Remscheid, das Bergische Land, zu erkunden. Für das Umfeld des DOC – damit war auch die Lenneper Altstadt gemeint - wünschte sich Gerhardt von Oberbürgermeister Mast-Weisz ein klares Konzept. Und der war in Geberlaune: „Sollen Sie haben!“

In der späteren Fragerunde im Plenum fragte Armin Lindermann (Foto rechts) den DOC-Manager Henning Balzer, ob denn schon ein paar der künftigen Shops vermietet worden seien. Das sei in diesem Projektstadium unüblich, antwortete der Vertreter des Investors MacArthurGlen. Aber Lindermann könne sicher sein, im DOC Lennep später führende Markenfirmen wiederzufinden, die jetzt schon im DOC in Roermond vertreten seien. Balzer: „Das Interesse dieser Firmen am Standort Remscheid ist groß!“

Auf Zweifel an der Nachhaltigkeit des Projektes, die er in den vergangenen Wochen gehört habe, war Oberbürgermeister Mast-Weisz schon zu Beginn des Abends eingegangen. Das DOC, in 20 Jahren eine Einzelhandelsbrache? Dieses Schreckensbild teilte er nicht. Immerhin habe es die Stadt bei McArthurGlen mit einem erfahrenen, an einem langfristigen Investment interessierten Unternehmen zu tun. Und mit der Anbindung an eine historische Altstadt habe dieses DOC-Projekt sogar Modellcharakter.

Was die beiden Verkehrsplanern  Dr. Frank Weiser (Verkehr) und Dr. Roland Weinert (Lärm, Feinstaub etc.). gestern zu sagen hatten, deckte sich im Wesentlichen mit ihren Vorträgen in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Lennep. Die Kernaussagen: „Das Verkehrsaufkommen nach der Realisierung des DOC kann verkehrssicher und leistungsfähig abgewickelt werden. Dazu sind umfangreiche Investitionen in das Straßennetz erforderlich!“


Viewing all articles
Browse latest Browse all 4858

Trending Articles