Neues Berufskolleg an der Allee und Sporthalle an der EMA?, titelte der Waterbölles am 5. April, nachdem die Absicht der Verwaltung bekannt geworden war, sich von der Politik den Auftrag erteilen zu lassen für die Objekt- und Standortplanung eines neuen Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung auf dem Grundstück Alleestraße 21 25. In der Sitzung der Bezirksvertretung Alt-Remscheid am Dienstag sowie gestern im Schulausschuss stieß der Plan auf ein geteiltes Echo.
Überrascht zeigte sich gestern im Schulausschuss Alexander Schmidt (CDU), dass eine andere Fraktion (gemeint war die SPD) das ehemalige Sinn-Kaufhaus an der Alleestraße als Standort für das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung derart favorisiert. Die CDU sehe dagegen unter den jetzt drei Alternativen das Baufeld 6 am Remscheider Hauptbahnhof vorne. Wegen der besseren Anbindung an Busse und Bahn, und auch wegen der Möglichkeit, die Schule dort eines Tages, falls erforderlich, erweitern zu können. Das sei an der Alleestraße nicht möglich. An diesem Standort könnten im Übrigen von dem durch den Gutachter errechneten pädagogischen Platzbedarf von 4.365 Metern zehn Prozent nicht realisiert werden. Und statt eines Schulhofes sei nur eine Dachterrasse möglich. Zugleich sei ausgerechnet der kleinste Bau der teuerste. Schmidt: Dieser Plan ist auf Kante genäht!
Als fragwürdig bezeichnete es der Sprecher der CDU im Schulausschuss, eine Belebung der Fußgängerzone als Argument für den Schulbau an dieser Stelle ins Feld zu führen. Im Vordergrund müsse die Ausbildung stehen. Und wenn man bedenke, dass die 1.000 Schüler/innen monatlich jeweils 300 bis 400 Euro zur Verfügung hätten, würde sich die erhoffte Belebung doch in engen Grenzen halten. Und schließlich: Träte eines Tages ein Kaufhaus-Investor auf den Plan, wäre dieses Grundstück für eine echte Belebung des Einzelhandels an der Alleestraße auf Jahrzehnte verloren.
Dem wollte sich David Schichel (Grüne) so nicht anschließen; er sprach von einer charmanten Alternative, zu der allerdings noch einige Fragen zu klären seien. Ausschussvorsitzender Kai Kaltwasser: Das war ja jetzt nur der erste Aufschlag. Die Verwaltung sollte die Antworten bis zur nächsten Sitzung am 13. Mai liefern! Schichel ergänzend: Und zwar schriftlich! Der Schulausschuss vertagte das Thema daraufhin.
In der Bezirksvertretung Alt-Remscheid hatte Beatrice Schlieper (Grne) tags zuvor kritisiert, die Synopse zu den drei alternativen Standortes des neuen Berufskolleg sei so unvollständig wie ein Kamm ohne Zinken. Zum Beispiel vermisste sie Näheres über mögliche Investorenmodelle sowie über pädagogische Ansprüche. Auch fehle eine Stellungnahme der Schulkonferenz. Im Vergleich dazu sei ein zustimmender Brief der Schulleitung von weniger Relevanz. Zweifelhaft sei auch, ob die Stadt tatsächlich schon zum gegenwärtigen Zeitpunkt von einem Festpreis ausgehen könne, zumal die Höhe der Bausumme sicherlich eine europaweite Ausschreibung erfordern werde. Schon zu Beginn der Sitzung war zu diesem Thema auf Antrag von Rosemarie Stippekohl (CDU) beschlossen worden, es noch einmal eine Runde durch die Fachausschüsse drehen zu lassen, bevor sich ihm der Haupt- und Finanzausschuss annimmt. Fritz Beinersdorf (Linke) betonte, er könne dem Plan derzeit noch nichts Positives abgewinnen. Dagegen riet Alexander Ernst (W.i.R.) dazu, nicht wild in der Suppe rumzurühren, sondern sich fertige Schulen an vergleichbaren Standorten anzusehen. Und Sigmar Paeslack (SPD) nannte die Verwaltungsvorlage ein ausbaubares Arbeitspapier.
Schriftlich hat die Fraktion der Grünen die Verwaltung um die Beantwortung folgender Fragen gebeten:
- 1. In der Vorlage wird zu Recht auf den Parkraumbedarf hingewiesen. Sind die in der Vorlage aufgeführten Parkraumkapazitäten ausreichend? Wer kommt für die Kosten auf?
- 2. Liegen Parkraumkonzepte für die drei Standorte vor? Wenn ja, welche?
- 3. Der Stellplatzbedarf bei Variante II wird mit 132 angegeben, bei den anderen Varianten liegt er bei 81. Wie kommt es zu diesen unterschiedlichen Bedarfsangaben?
- 4. Warum unterscheidet sich der bereinigte Raumbedarf (S. 2 der synoptischen Betrachtung der Standortalternativen) zwischen Baufeld 6 und den anderen Standorten so erheblich?
- 5. Mit welchem Konzept soll der Standort Alleestraße von der Stadt übernommen und betrieben werden (PPP, Kauf, o.ä.?)?
- 6. Die Standorte Baufeld 6 und Neuenkamper Str. befinden sich in Gänze bzw. in Teilen im Besitz der Stadt Remscheid. Muss der mögliche Erwerb des Grundstücks Alleestraße 21-25 von Seiten der Bezirksregierung genehmigt werden?
- 7. Müssen die jeweiligen Standortvarianten aufgrund des Auftragsvolumens europaweit ausgeschrieben werden?
Waterbölles-Kurzkommentar: Der Plan hat Charme. Da hat David Schichel recht. Gemessen an der Bedeutung und dem Finanzvolumen dieses Projektes wirkt die Vorlage des Schuldezernats jedoch wie mit der heißen Nadel gestrickt. Verständlich also, dass die Politik an diesem Kochen nicht nagen wollte und sich ein wenig mehr Fleisch wünscht.