Aus Handwerk und Industrie kommen positive Konjunktursignale. Der Zentralverband des deutschen Handwerks erwartet zum Jahresbeginn 201 eine Erholung von den Konjunkturdämpfern, ausgelöst durch Bau- und Kfz-Gewerbe. Auch der deutsche Maschinenbau ist optimistisch gestimmt. Und in der deutschen Werkzeugindustrie, in Remscheid stark veretreten, gingen in diesem Herbst so viele neue Aufträge ein, dass Michael Kleinbongartz (Foto), seit Mai Vorsitzender des Fachverbandes Werkzeugindustrie (FWI), und Thomas Holland-Letz, Referent für Recht und Technik beim FWI, gestern auf einer Pressekonferenz im Industriehaus an der Elberfelderstraße für 2014 ein Wachstum von zwei Prozent prognostizieren konnten nach zwei wirtschaftlich schon durchaus gut verlaufenen Geschäftsjahren der Branche.
Auch der Fachverband selbst sieht sich gut aufgestellt. Die Zahl seiner Mitglieder ist zwar zurückgegangen, weil größere Firmen kleinere übernommen haben. Mit derzeit 160 Mitgliedern (Jahresumsatz 15 Milliarden Euro und 16.000 Beschäftigte) ist der FWI mit sieben Festangestellten inzwischen jedoch die einzige Interessenvertretung der Werkzeughersteller in Europa. Der Verband verzeichne ein steigendes Interesse an einer Mitgliedschaft aus dem Kreis von Zulieferern und Dienstleistern, betonte Kleinbongartz. Um das Angebot für seine Firmen weiter zu optimieren, hat der FWI ein Kooperationsnetzwerk mit fünf ähnlich aufgestellten mittelständischen Verbänden geknüpft. Es handelt sich hierbei um den Verband der Deutschen Pinsel- und Bürstenhersteller (VPB), den Herstellerverband Haus und Garten (HHG) den Verband Deutscher Schleifmittelwerke (VDS), den Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB) und den Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF).
Wichtigster Auslandsmarkt der deutschen Werkzeughersteller bleibt die EU mit einem Anteil von über 50 Prozent, wobei allerdings die Nachfrage aus den großen EU-Länder Frankreich, Italien und Spanien deutlich zurückgegangen ist. Gute Wachstumsraten verzeichnen dagegen bei fast allen Werkzeuggruppen die USA, China, Russland, die Türkei und Osteuropa. Um bis zu 32 Prozent haben die Werkzeugausfuhren nach Afrika zugenommen; ihr jedoch Anteil an den Gesamtausfuhren ist mit ca. zwei Prozent aber weiterhin bescheiden. Hier sieht der FWI noch Potenziale.
Im Inland profitiert die Werkzeugindustrie vom gestiegenen privaten Konsum, aber auch von Investitionen der Industrie und der Logistikbranche. Kleinbongartz: Allrounder haben es generell schwerer aus Firmen, die mit Spezialwerkzeugen und Sonderlösungen eine Nische gefunden haben! Die zumeist kleinen und mittleren Unternehmen seien hinsichtlich Kundennähe, Flexibilität, Qualität und Innovationskraft gegenüber ausländischer Konkurrenz im Vorteil, meinte der FWI-Vorsitzende. Sie können flexibel auf Kundenwünsche eingehen und auch kleinere Mengen schnell liefern! Weil ein Warenbestand auf Lager viel Kapital bindet, haben viele Händler ihre Läger reduziert. Durch Importe können sie kurzfristige Bestellungen aber nur schwer zu erfüllen. Kleinbongartz: Besonders in Asien können nur größere Mengen bestellt werden. Die Lieferzeiten sind lang, und das, was dann ankommt, entspricht dann nicht immer den Erwartungen! In Zahlen: Die Werkzeugimporte aus asiatischen Ländern gingen im 1. Halbjahr 2013 um 8,7 Prozent zurück, sehr zur Freude der heimischen Hersteller.
Deren vorrangiger Vertriebsweg ist im Inland noch immer der Fachhandel. Gestiegen ist dort die Nachfrage nach sogenannten Handelsmarken, die aus unterschiedlichen Quellen im In- und Ausland zugekauft werden. Diese Werkzeuge liegen in der Regel qualitativ und preislich unterhalb der Premium-Marken-Werkzeuge, was dem Handel eine höhere Gewinnspanne erlaubt und ihn von bestimmten Herstellern unabhängig macht. Professionelle Werkzeuge werden von den Herstellern gerne auch direkt vertrieben, während das Geschäft mit deutschen Baumärkten zumeist über Werkzeugsortimenter unter Fremdmarken läuft.
Der FWI rät seinen Mitgliedern, mehr für die Pflege ihrer Marken zu tun, um deren Bekanntheit und positives Image beim Endkunden weiterhin sicherzustellen. Nicht dass es Grund zur Sorge gäbe: In allen Vertriebskanälen stellt der FWI seit einigen Jahren einen generellen Trend zu höherwertigen Werkzeugen und traditionellen, gut geführten Marken fest. Doch im Bereich der Standard-Werkzeuge geraten die deutschen Hersteller zunehmend unter Druck durch preiswertere Importe. Firmen, die durch Sonderwerkzeuge und Speziallösungen gegensteuern wollen, müssen sich auch auf neue Vertriebswege einlassen. Kleinbongartz: Wichtig ist, dass die Hersteller wissen, welche Erfahrungen Anwender mit den Produkten machen. Das kommt Neu- und Weiterentwicklungen zugute. Hier setzen einige Werkzeughersteller bereits auf soziale Netzwerke im Internet. Die Unternehmensgruppe von Michael Kleinbongartz (Kukko) setzt hier beispielsweise auf den Vertrieb mit Amazon.
Probleme bereitet den Firmen zunehmend die Gesetzgebung. So droht auf EU-Ebene eine Pflicht zur Kennzeichnung aller Verbraucherprodukte mit dem Herkunftsland, allerdings nach anderen Kriterien als bislang für die freiwillige Kennzeichnung mit made in Germany üblich. Der FWI sieht zwar nicht das in der Presse teilweise befürchtete Ende von made in Germany, rechnet jedoch mit zusätzlichem bürokratischen Aufwand für die Firmen und mit einer Verunsicherung der Verbraucher. Als Belastung für die Firmen betrachtet FWI-Referent Thomas Holland-Letz, auch die neue Bestimmung im Produktsicherheitsrecht, wonach auf jedem Produkt die vollständige Adresse des Herstellers erkennbar sein muss.