Auf der Baustelle für die neue Dreifach-Turnhalle am Röntgen-Gymnasium in Lennep ist schon seit Monaten Baustopp. Erst hat das Wetter nicht mitgespielt bei Temperaturen unter fünf Grad rührt kein Bauarbeiter Beton an. Aber auch nach dem Winter ist auf der Baustelle niemand zu sehen. Der Grund: Die Stadt als Bauherr ist mit den bisherigen Arbeiten höchst unzufrieden.
Kurz bevor eine Außenwand der Turnhalle mit Schalbrettern versehen und betoniert werden konnte, erkannten Fachleute des Remscheider Gebäudemanagements den Pfusch. Die Bewehrungsstähle, die den Beton erst haltbar machen, waren falsch gesetzt. Viel zu weit außen ragten sie aus der Bodenplatte. Die Überdeckung mit Beton hätte nicht ausgereicht. Üblich sind drei bis vier Zentimeter zwischen Eisenstab und den Außenkanten des Betons. An der Turnhalle am Röntgen-Gymnasium ist es an manchen Stellen weniger als ein Zentimeter. Da kommt es dann zu Frostabplatzungen, so dass die Stäbe dann frei liegen, und damit ist der Korrosionsschutz nicht mehr gewährt, sagt der Chef des Gebäudemanagements, Thomas Judt. Bestellt habe die Stadt aber eine wasserdichte Außenwand für das Gebäude, die auch noch nach Jahrzehnten keine Feuchtigkeit aufnimmt oder ins Innere dringen lässt.
Einziges Mittel für die Bauarbeiter waren anscheinend ein paar kräftige Schläge mit dem Hammer. Das sollte die Fehler korrigieren. Judt: Hier hat sich möglicherweise jemand, der gemerkt hat: OK, ich bin hier aus der Flucht geraten, gemeint sich helfen zu können, indem er diese Stähle mit dem Hammer bearbeitet, um die Stäbe letzten Endes hinter der Verschalung verschwinden zu lassen. Man kann Stähle zum Beispiel mit einer Rolle biegen, aber nicht wenn die schon einbetoniert sind. Und er ergänzt: Fehler sind ja menschlich, aber man kann so was nur beheben, wenn man das Gespräch sucht.
Seit dem Baustopp reden vor allem die Gutachter und Statiker. Die Stadt und der Bauunternehmer aus Weeze haben jeweils ihre Leute in Stellung gebracht. Die sollen ermitteln: Wer ist für den Schaden verantwortlich, wie kann das Dilemma aus der Welt geschafft werden, wie lange dauert das, und was kostet das? Die Stadt schlägt zum Beispiel vor, dass der Unternehmer auf eigene Kosten die Wand dort verbreitet, wo der Stahl nicht korrekt gesetzt ist. Das könnte verhindern, dass in einigen Jahren Wasser eindringt. Vielleicht klappt das. Vielleicht muss ein Teil der Außenwand aber auch ganz abgerissen und neu gebaut werden.
Einen langen Prozess um Schadenersatz will die Stadt möglichst verhindern, sagt Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke. Wir sind im Gespräch mit dem Unternehmer, beziehungsweise mit dem Subunternehmer, der diese speziellen Arbeiten ausgeführt hat, um eine Einigung im Vorfeld herbei zu führen. Wir wollen den Baumangel beseitigt bekommen, damit die Arbeiten fortgeführt werden können.
Für Gebäudemanager Thomas Judt sind Baumängel Alltag. Damit haben wir ständig zu tun. Schimmel nach Sanierungen, falsches Arbeiten und so weiter. Aber in den 14 Jahren, in denen ich jetzt Gebäudemanager in Remscheid bin, hab ich Mängel in einer Größenordnung wie an dieser Turnhalle am Rögy noch nicht gesehen.
Seit ein, zwei Wochen liegen die Temperaturen stabil über fünf Grad. Das ist auf Baustellen die übliche Marke, jenseits der die Betonarbeiten möglich sind. Wäre der Pfusch am Stahlbeton nicht dazwischen gekommen, würde vielleicht sogar schon am Innenausbau gearbeitet. Jetzt müssen wir neu planen, sagt Thomas Judt. Er glaubt, dass die Halle, die immerhin 4,5 Millionen Euro kostet, frühestens zum Beginn des neuen Schuljahres fertig werden wird.
Im Sportausschuss sagte Thomas Judt am Mittwoch, bis Ende März werde sich entscheiden, ob die Stadt mit der jetzigen Baufirma weitermachen oder sich nach einer neuen umsehen werde. Das hänge vom Sanierungskonzept ab, das man von dem Verursacher erwarte. Dafür werde eine Anwaltskanzlei der Firma in der nächsten Woche eine Frist von drei Wochen einräumen. Falle dieses Konzept zur Zufriedenheit der Stadt aus, könne das Mauerwerk in weiteren neun Wochen fertig sein. Der anschließende Ausbau der Halle werde dann drei bis vier Monate beanspruchen. Bislang habe die Stadt von der Firma verschiedene Nachweise zur Bauausführung eingefordert, teilweise aber nicht erhalten.