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BV Lüttringhausen fühlt sich an der Nase herumgeführt

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Lange haben die Lüttringhauser Bürger – und auch die Kommunalpolitiker – gerätselt, warum ALDI seine Filiale an der Lindenstraße aufgeben und auf dem Gelände der früheren Braunschen Fabrik zwischen Schulstraße und Kreuzbergstraße eine neue bauen will (schon im September/Oktober soll sie fertig sein). In der gestrigen Sondersitzung der Bezirksvertretung Lüttringhausen lüfteten Stadplanerin Sigrid Burkhart und Jörg Schubert, der Leiter des städtischen Fachdienstes Bauen, Vermessung, Kataster, auf Nachfrage das Geheimnis: Weil ALDI im Umfeld des Rathauses - planungsrechtlich ein „zentraler Versorgungsbereich“ - seine Verkaufsfläche von 799 auf 1.000 Quadratmeter vergrößern will. Ein entsprechender Bauantrag wurde inzwischen eingereicht und von der Stadtverwaltung an die Bezirksregierung in Düsseldorf weitergeleitet. Auf die von der Stadt erteilte Genehmigung des neuen Filialgebäudes samt 100 Parkplätzen hat der neue Antrag zunächst keine Auswirkungen, da sich die Vergrößerung der Verkaufsfläche nur durch Umsetzen einer Innenwand erreichen lässt, ohne dass sich außen an dem neuen Gebäude etwas ändert. Allerdings erwartet die Stadtplanerin von dem Investor ein Verkehrsgutachten, das Aufschluss darüber gibt, ob die um mehr als 25 Prozent vergrößerte Verkaufsfläche zu einem größeren Kundenstrom führen wird. Bei einer höheren Verkehrsfrequenz, so Jörg Schubert, müsse die umstrittene An-/Ausfahrt Kreuzbergstraße den neuen Gegebenheiten unter Umständen angepasst werden.

„Ganz im Gegenteil“, meinte Peter Maar, der Vorsitzende des Heimatbundes Lüttringhausen, nach der Sitzung. Zu Beginn hatte er von der Verwaltung wissen wollen, warum diese die im ersten Bauantrag gewünschte Zufahrt von der Kreuzbergstraße überhaupt genehmigt und es nicht, wie von der Bezitksvertrtung Lüttringhausen gewünscht, bei der Zufahrt Schulstraße belassen habe. Antwort: Weil der Investor damit nicht einverstanden gewesen sei. Eine Antwort, die die Kommunalpolitiker nicht befriedigen konnte. Sie sehen in dem zweiten Bauantrag nun die Chance, die Zufahrt Kreuzbergstraße doch noch zu verhindern. Begründung: Bei einem größeren Kundenstrom sei das Verkehrschaos vor dem Rathaus Lüttringhausen ansonsten unabwendbar.

Der von der BV Lüttringhausen gestern beschlossene Antrag

1. In Bezug auf die Baugenehmigung, insbesondere die Erschließung zur Kreuzbergstrasse, wird die Bezirksvertretung rechtlichen (anwaltlichen) Rat einholen. Insbesondere interessiert, ob dieser Teil der Baugenehmigung rechtlich angefochten werden kann und wer klageberechtigt sein könnte. Besteht auch die Möglichkeit eines Verwaltungsstreitverfahrens der Bezirksvertretung gegen die (Bau-) Verwaltung?
2. Die Mittel für die Rechtsauskunft werden aus dem städt. Haushalt bereitgestellt.
3. Die Verwaltung wird aufgefordert, gem. § 20 (7) Landesstraßengesetz anzuordnen, dass die Zufahrt von der Kreuzbergstraße zum Baugelände geschlossen wird, da eine andere zumindest gleichwertige Verbindung zum öffentlichen Straßennetz von der Schulstraße aus vorhanden ist, bzw. vorhanden sein wird, da eine Erschließung von der Kreuzbergstraße durch die dortige Bushaltestelle zu Störungen der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs führen wird.

Davor hatte die Polizei übrigens schon im vorigen Jahr gewarnt, als das Bauprojekt (mit damals noch 799 Quadratmetern Verkaufsfläche) Thema der „Verkehrsbesprechung“ war. Zusätzlichen ein- und abbiegenden Verkehr auf und von der Kreuzbergstraße hatte die Polizei schon damals für zu gefährlich gehalten, wie sich gestern am Rande der BV-Sitzung herausstellte. Warum die „Verkehrsbesprechung“ sich dennoch anders entschied und der zweite Ein-/Ausfahrt zustimmte, blieb unklar. Grundsätzlich meinte Jörg Schubert gestern, „die zweite Zufahrt entlastet alle umliegenden Straßen, speziell die Schulstraße mit dem benachbarten Kindergarten“. Doch da konnte SPD-Sprecher Björn Gottschalk (Foto) „nur den Kopf schütteln“. Ein Rückstau auf der Kreuzbergstraße sei wahrscheinlicher.

Die Rolle der „Verkehrsbesprechung“ war nicht die einzige Ungereimtheit in diesem Verfahren. So sah gestern Stephan Jasper von den Grünen einen „seltsamen Widerspruch“ in der Tatsache, dass die Verwaltung zunächst Wert darauf gelegt habe, dass die Bushaltestelle neben der Zufahrt Kreuzbergstraße unverändert bleibt, später aber deren Verlegung vorgeschlagen habe. Auch sehe der genehmigte erste Bauantrag die Verlegung des Behindertenparkplatzes neben der Zufahrt in östliche Richtung vor. De facto bedeutet das aber (auch wenn so nicht formuliert), dass dafür ein regulärer öffentlicher Parkplatz weichen muss; er soll entfallen. Das aber, so Jasper, sei an die Bezirksvertretung vor der Genehmigung des Bauantrages nicht herangetragen worden. Mit anderen Worten: Die Politik habe ihr Entscheidungsrecht, das ihr zwar nicht bei Bauanträgen zukomme, wohl aber bei öffentlichen Parkplätzen, nicht ausüben können. Ein Manko, das durch den zweiten Bauantrag glücklicherweise behoben werden könne. Durch den Beschluss der BV, die beiden Parkplätze neben der Zufahrt Kreuzbergstraße unverändert zu lassen.

Dieser Ergänzungsantrag wurde einstimmig angenommen. Der eigentliche Antrag aber, den die SPD gestellt und der zu dieser Sondersitzung geführt hatte, bekam die drei Stimmen der CDU nicht; sie enthielt sich. CDU-Sprecher Andreas Stuhlmüller begründete das damit, dass der Antrag, wegen der zweiten Zufahrt anwaltlichen Rat einzuholen, „juristisch anspruchsvoll und politisch nicht zielführend“ sei. Dagegen begrüßten Waltraut Bodenstedt (W.i.R.) und Stephan Jasper (Grüne) den Antrag der SPD ausdrücklich. Jasper: „Der Investor hat alles getan, um die Politik abzuschütteln und ihr Gestaltungsmöglichkeiten zu nehmen!“ In der Beurteilung des zweiten Bauantrages (1.000 qm Verkaufsfläche) waren sich die Fraktionen dann wieder einig. Björn Gottschalk brachte es auf den Punkt: „Der Investor hat uns an der Nase herumgeführt!“


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